Rodung im Bergschlösslpark: Wie Linz für ein Stück Zukunft kämpft

Derzeit entzündet sich in Bergschlösslpark in Linz ein heftiger Konflikt: Für den Ausbau der A26 — der sogenannten Westring-Autobahn mitten durch die Stadt — werden derzeit Hunderte von Bäumen gefällt. Der Kahlschlag trifft einen Ort, der für viele Linzer*innen ein wichtiges Stück Grün, Naherholung und Stadtklima ist. Aktivist*innen versuchen, die Rodung zu verhindern.

Am 2. Dezember 2025 begannen die Rodungsarbeiten im Bergschlösslpark und im benachbarten Ziegeleipark unter massivem Polizeischutz. Laut Medienberichten sind weit über 200 Bäume betroffen — darunter 90 Exemplare mit Stamm­durchmessern über 60 cm, also ausgewachsene, ökologisch wertvolle Bäume. Gegen die Abholzungen protestierten Aktivist*innen bereits seit Tagen: Einige besetzten Bäume, andere schliefen in Hängematten, versuchten mit Kunstaktionen und zivilem Ungehorsam die Fällungen zu verhindern. Doch das Polizeiaufgebot sicherte den Einsatz— für viele ein Symbol dafür, wie weit politischer Wille und Betonlobby gehen, um Grünräume dem Autoverkehr zu opfern.

Der Bergschlösslpark hat eine lange Geschichte: Ursprünglich als barocke Gartenanlage um das historische Gebäude Bergschlössl angelegt, diente er im 18. Jahrhundert als botanisch-ökonomischer Garten und wurde 1902 wieder städtisch neu gestaltet; seit 1989 pflegt die Stadtgärten-Verwaltung den Park, der heute auch Spielplätze und Naherholungsflächen beherbergt. Für viele Linzer*innen war der Park lange Zeit ein Ort für Ruhe, Natur und Gemeinschaft — genau das, was der aggressive Ausbau der A26 auslöschen will.

Der Umbau der Verkehrsinfrastruktur mit der A26 wird von den Verantwortlichen als notwendig dargestellt, um Teile der Stadt vom Verkehrs­aufkommen zu entlasten. Die offizielle Argumentation zielt auf eine Umverteilung der Verkehrsströme: Mit der geplanten neuen Westumfahrung inklusive Tunnel und Brücke (z. B. der bereits fertiggestellten Donautalbrücke) sollen zentrale Straßenzüge in der Innenstadt entlastet werden. Doch Kritiker*innen sehen insbesondere in Zeiten der Klimakrise das Projekt als Rückschritt: Statt nachhaltiger Mobilitätskonzepte wie öffentlichem Nahverkehr und Radwegen – die Investitionen in solche Infrastruktur bleiben nach wie vor gering – wird erneut auf Autoverkehr und Beton gesetzt.

Wollen wir Städte für Menschen bauen — oder weiter Beton für Autos?

Die Folgen der Baumbesetzung bzw. -vernichtung werden weit über den sichtbaren Verlust hinaus spürbar sein: Ökologisch, stadtklimatisch und sozial. Laut stadtklimatologischen Einschätzungen drohen durch das Abholzen und die damit verbundenen Versiegelungen spürbar höhere Temperaturen, schlechtere Luftzirkulation und ein spürbar verschlechtertes Stadtklima – gerade in angrenzenden Vierteln wie dem Volksgartenviertel. Für viele Bewohner*innen fehlt damit künftig nicht nur Schatten und Grün — sondern auch Lebensqualität und Gesundheit.

Gerade für Klimaaktvist*innen ist der Kampf um den Bergschlösslpark zu einem Kristallisationspunkt geworden: Es geht nicht nur um ein Stück Stadtgrün, sondern um eine grundsätzliche Frage, wie moderne Städte gestaltet werden — für Menschen, nicht für Autos. Baumbesetzungen, die Kunstaktionen und das Klima-Camp sind mehr als Protestformen: Sie sind Ausdruck von Widerstand gegen eine Verkehrspolitik, die seit Jahrzehnten auf immer mehr Asphalt und immer weniger Natur setzt.

Wenn der Bergschlösslpark jetzt fällt, fällt nicht nur eine Grünfläche — wenn wir nicht handeln, fällt ein Stück Stadt, das für Zukunft, Gemeinschaft und Klima stehen kann. Der Widerstand zeigt: Für viele ist der Kampf längst nicht vorbei. Und zugleich wirft er eine existenzielle Frage auf: Wollen wir Städte für Menschen bauen — oder weiter Beton für Autos?


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