Wald-statt-Asphalt-Newsletter #12

Liebe UnterstĂŒtzer*innen des Dannenröder Waldes,

hier kommt der Wald statt Asphalt-Newsletter fĂŒr den Zeitraum bis 10. November mit Berichten ĂŒber die Lage im Danni und zu zahlreichen AktivitĂ€ten! Was gibt es Neues aus der Besetzung?

Letzte Woche – die Ruhe vor dem Sturm

Es liegt eine stille und kalte Woche hinter den Aktivisti in den Barrios und den Camps: Sonnige Tage, klare NĂ€chte, zugige BaumhĂ€user und gefrorene Zelte. Wer morgens gegen 7:20 Uhr den Weg ins Freie fand, wurde mit einem herrlichen Sonnenaufgang belohnt, der den Nebel, den Wald und die Schafe auf der benachbarten Wiese am Waldrand in rosa Licht tauchte. Die manchmal etwas nervigen SiebenschlĂ€fer in den BaumhĂ€usern verschwanden in ihren winterlichen RĂŒckzug. Die kleine schwarze Katze am Infopoint hatte wegen Abreise ihren Bezugsmenschen verloren und kuschelte nun mit jedem aus dem wechselnden Infopoint-Team, der oder die sie auf den Schoß ließ. Eine idyllische Woche zum Durchschnaufen
 Und der totale Kontrast zur kommenden Woche.

Die Ruhe im Camp war die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm. Der Maulbacher Wald und der Herrenwald wurden bis auf Restrodungen gerÀumt. Nur Grandpa und Grandchild wurden als symbolischer Akt auch weiterhin mit einer improvisierten Plattform besetzt. Alle sammelten in dieser wunderschönen Herbstwoche Kraft gegen die kommende RÀumung des Danni.

Seit Dienstag 10. November: Beginn der RĂ€umung des Danni

ErwartungsgemĂ€ĂŸ hat die Polizei die RĂ€umung am Montag  in einer Pressekonferenz mitgeteilt und nun auch begonnen. Die Feuerwehr in Homberg Ohm wurde bereits in Alarmbereitschaft versetzt. Nach dem Beschluss der Landesregierung, den Polizeieinsatz in Dannenrod Corona bedingt nicht abzusagen, war allen schon lĂ€nger  klar, dass die Uhr fĂŒr den Einsatz tickte. Darum wurden an den ZugĂ€ngen rund um das Waldgebiet zusĂ€tzliche Mahnwachen eingerichtet, die alle offiziell angemeldet sind. An diesen Punkten kann legal protestiert werden. Niemand darf auf dem Weg dort behindert oder anlasslos kontrolliert werden. Bitte kommt in großer Zahl zu den Mahnwachen! Dort seid Ihr nah am Geschehen und könnt menschlichen Support vor Ort leisten.

Die Mahnwachen befinden sich an diesen Orten:

  • Dannenrod, Sportplatz
  • Dannenrod Schmitthof (hat auch ein Camp)
  • Stadtallendorf, Bahnhof
  • Lehrbach, Ortseingang, Feldweg an der Bergstraße
  • SĂŒdlich Niederklein bei Hof SchleichstĂ€dt
  • Schweinsberg, am Trieb (hat auch ein Camp)
  • Schweinsberg, Bushaltestelle
  • Auf der L3343, von Dannenberg kommend Richtung Wald

Es finden ab sofort tĂ€glich Mahnwachen mit Blockadetrainings statt. Sie sind behördlich genehmigt. FĂŒr alle, die mitmachen wollen, hier der Ablauf, um sich einzuklinken:

  • Treffen um 6.45h an der Mahnwache Dannenrod
  • von dort fĂ€hrt der Solibus alle  bestehenden Mahnwachen nacheinander an. An jeder Mahnwache sollen möglichst 4-5 Personen sein
  • an jeder Mahnwache Blockadetraining bis 11 Uhr
  • um 11 Uhr sammelt der Solibus alle wieder ein und fĂ€hrt zurĂŒck zur Mahnwache Dannenrod.

NatĂŒrlich kann auch jeder individuell zu den Mahnwachen kommen. Bitte an Masken denken!

225.000 Unterschriften gesammelt
Verkehrsminister Tarek Al-Wazir wurden 225.000 Unterschriften ĂŒbergeben, verbunden mit der Aufforderung, den Weiterbau der Autobahn 49 zu stoppen. Dabei wurde seitens des Ministeriums erneut erklĂ€rt, dass nur der Bund das Projekt stoppen könne. Dazu erklĂ€rt Jan Schalauske, stellvertretender Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE im Hessischen Landtag: „Die Hilflosigkeit des Verkehrsministers ist nicht ehrlich. WĂŒrde das Land Hessen heute den Bau der Autobahn einstellen, hĂ€tte das ziemlich wahrscheinlich keinerlei rechtliche Konsequenzen seitens des Bundes. Das Fernstraßenausbaugesetz sieht keine unmittelbaren gesetzlichen Konsequenzen bei ausbleibenden AktivitĂ€ten der Auftragsverwaltung vor. Der Bund hat zwar grundsĂ€tzlich das Recht, den Bau anzuweisen, hat davon aber bisher noch nie Gebrauch gemacht. Das zeigt auch das Beispiel der A 100 zwischen Berlin-Treptow und -Lichtenberg, wo sich das Land seit 2016 erfolgreich weigert, mit der Planung zu beginnen. Welche Konsequenzen ein Abbruch der Bauarbeiten auf die bereits geschlossenen ÖPP-VertrĂ€ge hĂ€tte, ist leider nicht zu sagen, da der Bund sich bisher beharrlich weigert, deren Vertrags-Konditionen offen zu legen.“ Siehe auch angefĂŒgte Bundestags-Drucksache 16/13760 von 2009, in der die damalige Bundesregierung bestĂ€tigt, dass die LĂ€nder einen „weiten Handlungsspielraum fĂŒr die eigene Reihung ihrer Planung“ haben und bis dato noch nie eine entsprechende Weisung durch den Bund an ein Land ergangen sei.

Riesentraverse aufgebaut

Die spektakulĂ€rste Aktion der Woche war der Aufbau einer Riesentraverse von 300m, die nun den Danni mit dem Herrenwald an der Stelle verbindet, an der kĂŒnftig eine AutobahnbrĂŒcke gebaut werden soll. Die darunter verlaufenden B62 wurde blockiert. SpĂ€ter wurde aus der Blockade eine feste Mahnwache. Das THW ĂŒberdachte die Landstraße unter der Traverse, um den Verkehr wieder zu gewĂ€hrleisten.

SolidaritĂ€tsaktionen fĂŒr die 11 von der BrĂŒcke

Die Soli-Aktionen fĂŒr die 11 inhaftierten Aktivisti von der Abseilaktion am 26. Oktober hatten mit massiven Störaktionen der Polizei zu kĂ€mpfen. Der Soli-Bus kam erst gar nicht bis zur JVA nach Frankfurt, sondern wurde bereits auf dem Weg dorthin gestoppt, durchsucht und in das GebĂ€ude des PolizeiprĂ€sidiums umgeleitet. Man könnte auch sagen: Der Bus wurde konfisziert. Selbst Personen mit Presseausweisen wurden kontrolliert und durchsucht. Erst am Abend war eine Demo vor der JVA möglich. Die nĂ€chste Demo vor der JVA ist fĂŒr Freitag 13. November geplant. Infos dazu findet Ihr auf der WsA Homepage. Der Vorwurf des schweren Eingriffs in den Straßenverkehr wurde ĂŒbrigens fallen gelassen. Somit stellt sich immer mehr die Frage, auf welcher rechtlichen Grundlage die U-Haft angeordnet wurde und weiterhin fortbesteht. Inzwischen haben sich bundesweite Proteste lautstark gegen ein solches Vorgehen der Polizei und Justiz zu Wort gemeldet.

SonntagsaktivitÀten am 8. November im Danni

Am Sonntag war die Kundgebung mit anschließendem Waldspaziergang trotz des schönen Wetters leider nicht so gut besucht wie sonst. Es wurden zwei Briefe von Inhaftierten vorgelesen, in denen sie Ihre Haftbedingungen schilderten, die von einer Vielzahl von Schikanen geprĂ€gt sind: Private Kontakte sind nicht möglich. Telefonate mit AnwĂ€lten werden tagelang verzögert. Die Nachtruhe wird systematisch unterbrochen und gestört, vegane Mahlzeiten verweigert.

Christian Hendrichs, die LINKE Kreis Vogelberg, berichtete von seinen parlamentarischen AktivitĂ€ten, die inzwischen leider ausgeschöpft seien. Er kĂŒndiget an, das die Landtagsfraktion parlamentarische Beobachhter:innen zur RĂ€umung schicken werden.

Reinhard Voss erlÀuterte den Stand einer Petition an den Bundestag. Die dazugehörige Homepage ist fast fertig. Ziel ist es 100.000 Unterschriften zu sammeln. Wir werden weiter davon berichten.

Bitte lasst mit Eurem Wiederstand gegen die A49 nicht nach. Kommt auch weiterhin zur Sonntagskundgebung auf den Sportplatz in Dannenrod. Wir brauchen Euch alle!  Mit dieser Herbstimpression vom Wald möchten wir Euch an der Schönheit des Danni teilhaben lassen.  Bei allem lautstarken Protest fehlen uns manchmal einfach die Worte – stattdessen macht sich stille Liebe und Ehrfurcht vor diesem mehr als 300 Jahre alten Wald in uns breit.

Hier noch ein Link zu unserer letzten Pressekonferenz, die wir in der gerodeten Schneise des Herris aufgenommen haben.  https://twitter.com/wsa_buendnis/status/1324664780871774210

Helft mit, den Newsletter zu vergrĂ¶ĂŸern!

Wir möchten die Reichweite unseres Newsletters vergrĂ¶ĂŸern. Bitte helft dabei mit und leitet unseren Newsletten an Interessierte weiter. Um den Newsletter zu abonnieren, schickt Ihr einfach eine leere Mail an: wald-statt-asphalt-newsletter-subscribe@lists.riseup.net

Weitere Möglichkeiten, aktiv zu werden

Beschwerden einreichen

Schreibt an Eure lokalen Politiker:innen, an Landes- und Bundestagsabgeordnete eine Beschwerde, zu dem gigantischen Polizeieinsatz von mehreren tausend Polizisten aus ganz Deutschland in der sich verschÀrfenden Coronalage. Bei den RÀumungen sind AbstÀnde nicht haltbar und gefÀhrden alle Beteiligten. Dabei könnt Ihr auch gerne Eurem Protest gegen den Bau der A49 Ausdruck verleihen.

Camp

Es gibt immer einige kleine und große Aufgaben, die Menschen hierĂŒbernehmen können. Kommt rum und meldet euch am Infopunkt! Mehr Infos ĂŒber Programm und Camp findet ihr hier: https://t.me/waldstattasphalt_camp


KĂŒfa – KĂŒche fĂŒr alle braucht regelmĂ€ĂŸig UnterstĂŒtzung

Die KĂŒfa versorgt das Camp, die Barrios und die Besucher:innen mit leckerem veganen Essen! Hier werden immer Menschen gesucht, die ab frĂŒhen Nachmittag beim Kochen GemĂŒse schneiden und vor allem auch beim Abwaschen des Geschirrs helfen.

Was kann ich machen, um dem Wald zu helfen?
Widerstand geht weiter und braucht euch! Also kommt vorbei und lernt BaumhÀuser zu bauen und zu klettern. #aTreehouseadayKeepsTheChainsawsAway

Im Wald könnt ihr weiterhin helfen , die Widerstandsstrukturen und Barrikaden zu verdichten. Menschen freuen sich ĂŒber viele helfende HĂ€nde und geben gerne ihr Wissen weiter.

Aktionsgruppe fĂŒr Eltern und andere Personen

Die Gruppe hat ihre Arbeit inzwischen aufgenommen. Bitte meldet Euch fĂŒr eine Vernetzung unter Dannieltern@gmx.de oder am Sonntag  15.November persönlich im Kreativzelt neben dem roten Zirkuszelt auf dem Sportplatz bei Janne.

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