Kinobetreiber nimmt „System Change“ ins Programm und wird von Polizei eingeschüchtert

Im Roxy Kino Heinsberg wurde Ende August 2024 der Film „System Change – a Story of Growing Resistance“ angekündigt. Zehn Tage vorher legte die Polizei dem Kinobetreiber nahe, den Film wegen angeblicher Gewaltdarstellungen nicht zu zeigen.

Eine Person aus dem Organisationsteam informierte daraufhin den Regisseur des Films, Dr. Klaus Sparwasser. Zitat:

„Das Kino hat mich am 20.08. angerufen und berichtet, dass die Polizei sie angerufen hat. Die Polizei wollte das Kino vorwarnen, ob sie wissen würden, was für einen Film sie da zeigen wollen, welche Menschen das anlocken könnte und das dort anscheinend Polizeigewalt einseitig dargestellt wird. Das Kino wollte dafür sorgen, dass sich alle Mitarbeiter*innen im Kino wohl fühlen und hatte Angst vor Drohbriefen und war sehr überrumpelt und wollte deshalb die Veranstaltung absagen. Dass die Polizei bei dem Kino, wegen einem Film anruft, hat bei ihnen alle Alarmglocken geweckt und hat sich für das Kino sehr blöd angefühlt. Ich habe dem Kino erklärt, dass es kein Motiv gegen sie gibt, die Veranstaltung friedlich ablaufen wird und dass es keine einseitige Darstellung in dem Film gibt, sondern im Film viele Wissenschaftler*innen zu Wort kommen und der Film sehr ausgeglichen ist.

Daraufhin wollte sich das Kino selbst auch nochmal ein klareres Bild vom Film verschaffen. Auf meinen Vorschlag hin haben sie sich den ganzen Film angeschaut und mich am 21.08. erneut angerufen und mir mitgeteilt, dass sie sich dazu entschieden haben den Film weiterhin zu zeigen, weil sie den Film auch ausgeglichener als den Trailer finden und den gerne zeigen wollten und als unproblematisch ansehen.

Nach dieser Entscheidung hat die Veranstaltung, wie geplant stattgefunden und ist vollkommen friedlich abgelaufen und viele interessierte unterschiedliche Menschen sind gekommen und waren dem Kino dankbar, dass es diesen Film gezeigt hat.“

Nach Angaben des Regisseurs, hat der Betreiber des Kinos den geschilderten Sachverhalt im Nachhinein telefonisch bestätigt.

Dokumentarfilm für 12-Jährige hat angeblich Gefährdungspotential

Sparwasser äußert sich zu dem Vorfall wie folgt: „Für mich als Filmemacher ist der Vorgang ein erheblicher Eingriff in die Pressefreiheit unter dem Deckmantel der Gewaltprävention. Mein Dokumentarfilm ist laut FSK ab 12 Jahren empfohlen und zeigt nur nachprüfbar reale Vorgänge. Der Befürchtung der Beamten, dass Polizeigewalt im Dannenröder Wald und in Lützerath gezeigt wird, könnte daher auch eine andere Motivation zugrunde liegen. Der Fall sollte bekannt gemacht werden, um weitere derartige Einschüchterungsversuche zu verhindern.“

Für mich als Filmemacher ist der Vorgang ein erheblicher Eingriff in die Pressefreiheit unter dem Deckmantel der Gewaltprävention.

[Dr. Klaus Sparwasser]


Der Film „System Change“ startet am 19.9.2024 offiziell in den Deutschen Kinos. Weitere Infos und Vorführungstermine finden sich unter unter www.systemchange-movie.de

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