Mit Anti-Terror-Paragraph gegen Waldbesetzer*innen: Abstruse VorwĂŒrfe nach Dieti-Besetzung
Staatsanwaltschaft fordert U-Haft. Gegen drei Klimaaktivist*innen der Waldbesetzung im LangmattenwÀldchen wird nun wegen §129 StGB ermittelt
Weil Klimaaktivist*innen versuchten, mit Bannern, BaumhĂ€usern und auch dem Einsatz ihres Lebens den Dietenbachwald vor vernichtendem Kahlschlag zu schĂŒtzen, wird nun gegen drei junge Klimagerechtigkeitsaktivist*innen wegen §129 StGB („Bildung einer kriminellen Vereinigung“) ermittelt. Die Aktivist*innen hatten am Mittwochmittag freiwillig das besetzte Baumhaus ,,Domani“ verlassen. Trotz der Kooperationsangebote sollten sie gestern einem Haftrichter in Karlsruhe vorgefĂŒhrt werden. Durch gute anwaltliche Arbeit konnte dies verhindert werden, genauso die von der Polizei beantragte Gewahrsamnahme auf unbestimmte Zeit (bis Ende der Arbeiten im Wald). Die Aktivist*innen sind nun wieder auf freiem FuĂ.
Mafia-Paragraf statt Ordnungswidrigkeit: VerhĂ€ltnismĂ€Ăigkeit fragwĂŒrdig
Vorgeworfen werden den Aktivist*innen neben einigen Ordnungswidrigkeiten und Nötigung auch die Bildung einer krimineller Vereinigung nach §129 StGB, ein Paragraph, der zuletzt benutzt wurde, um bundesweite Hausdurchsuchungen bei Aktivist*innen der Letzten Generation durchzufĂŒhren. Gedacht ist das Gesetz eigentlich zur TerrorbekĂ€mpfung und um mafiaĂ€hnliche Strukturen besser beobachten zu können (siehe auch Einordnung der Bundeszentrale fĂŒr politische Bildung).
„Dass dieses Gesetz nun auch gegen friedlichen Klima-Aktivismus eingesetzt wird, ist symptomatisch fĂŒr die aktuell starke VerschĂ€rfung staatlicher Gewalt gegen demokratische Proteste“, so Tara NovĂĄc (19), eine der betroffenen Aktivist*innen.
Zuletzt warnte unter anderem Amnesty International vor der GefÀhrdung demokratischer Grundrechte durch immer stÀrker werdende EinschrÀnkung von zivilen Protesten.
Waldbesetzung gegen Vernichtung von 50.000 mÂČ Wald
FĂŒr den neuen Stadtteil Dietenbach sollen bis zu 50.000 mÂČ artenreicher Mischwald gerodet werden. Unter den mehr als 3.500 bedrohten BĂ€umen sind ĂŒber 200 Jahre alte Eschen, die in Europa vom Aussterben bedroht sind und heute zahlreichen Vogelarten, geschĂŒtzten Fledermausarten und dem bedrohten HirschkĂ€fer einen wichtigen RĂŒckzugsraum bieten. Mit der seit Samstag, den 9.12.24 geltenden AllgemeinverfĂŒgung wurde das Betreten des Waldes illegalisiert. Seit diesem Tag laufen Rodungsarbeiten, die nun fast ihre VollstĂ€ndigkeit erreicht haben. Es fehlen allerdings noch einige besetzte BĂ€ume, um die Arbeiten abzuschlieĂen.
„Deshalb besetzen wir seit 2021 diesen Wald, um uns der kapitalistischen Umweltzerstörung mit allem, was wir haben in den Weg zu stellen. Es kann nicht sein, dass inmitten einer eskalierenden Klimakatastrophe immer noch versucht wird, Wohnraummangel gegen Klimaschutz auszuspielen anstatt Lösungen fĂŒr LeerstĂ€nde und Wohnraummangel zu kombinieren. Wir rasen auf Kipppunkte zu und Freiburg fĂ€llt nichts besseres ein als CO2-speichernde WĂ€lder zu zerstören und bedrohten Arten ihren letzten verbleibenden Lebensraum zu nehmen. Das ist absurd!“, so Tim Rader (21).
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