Abschluss-Statement zur RĂ€umung und Rodung im Dieti
Zwischen dem 7. und dem 18. Dezember wurde die Waldbesetzung „Dieti“ im LangmattenwĂ€ldchen im Freiburger Rieselfeld gerĂ€umt und der Wald zerstört. Zweck der MaĂnahmen ist es Platz fĂŒr die Gasleitung und eine Tramtrasse fĂŒr das neue Viertel Dietenbach zu schaffen. Dabei wurde an mehreren Stellen das Leben der besetzenden Aktivist*innen aufs Spiel gesetzt.
Die RĂ€umungsarbeiten begannen am Samstag, den 7. Dezember, als Polizei und Forstmitarbeitende zunĂ€chst BaumhĂ€user und unbesetzte Strukturen zerstörten. ZusĂ€tzlich wurden bereits erste BĂ€ume gefĂ€llt und gehĂ€ckselt. In den nachfolgenden Tagen wurden weitere Forstarbeiten durchgefĂŒhrt. Immer wieder kam es dabei zu lebensgefĂ€hrdenden
Situationen.
Erst am 18. Dezember kamen die schlieĂlich HebebĂŒhnen und die verbliebenen BaumhĂ€user wurden gerĂ€umt: Bei einem der letzten BaumhĂ€usern „Domani“ – auf einer 200 Jahre alten Eiche – wurden BĂ€ume in nĂ€chster NĂ€he gefĂ€llt. Dabei streiften die fallenden BĂ€ume die Krone des besetzten Baumes. „Ich hatte Todesangst – der ganze Baum schwankte, als direkt neben uns ein Baum gefĂ€llt wurde“, berichtet eine Aktivistin. ZusĂ€tzlich wurden die Wurzeln der flachwurzelnden Eiche angefrĂ€st, womit die Statik des Baumes und dadurch auch die Sicherheit der Aktivist*innen massiv gefĂ€hrdet war. PolizeikrĂ€fte diskutierten mit den besetzenden Menschen, sie sollten die Strukturen verlassen, da ihre Sicherheit nicht gewĂ€hrleistet werden könnte. „Sie haben uns gezielt in immer gefĂ€hrdendere Situationen gebracht, damit wir runterkommen“, so einer der Besetzer*innen.
Auch die RĂ€umung einer unterirdischen besetzten Struktur wurde von auĂen als unqualifiziert eingeschĂ€tzt. „Das Befahren eines solchen Gebiets mit schweren Baumaschinen direkt um und oberhalb des Tunnels, ist fĂŒr die sich darin befindlichen Aktivist*innen lebensgefĂ€hrlich“, sagte Heinrich Mayer, der die Arbeiten von der angemeldeten Mahnwache aus beobachtet hat.
Die Mahnwache diente bei einer RĂ€umung dazu, die Vorkommnisse zu beobachten und Interessierte darĂŒber zu informieren. Der Aufenthalt dort und damit die Versammlungsfreiheit, wurde von Seiten der Polizei zeitweise jedoch ebenfalls beschnitten. Unter fadenscheinigen VorwĂŒrfen, wurden bei den versammelten Menschen Personalien kontrolliert und Menschen in Gewahrsam verbracht, was ein klar rechtswidriges Verhalten darstellt. Zuletzt schreckten die öffentlichen
Organe nicht einmal vor der EinschrĂ€nkung der Pressefreiheit zurĂŒck, da Journalist*innen das Betreten des Rodungsgebietes untersagt wurde. „Wir betonen, fĂŒr alle Beteiligten muss klar sein, dass das Geschehen rund um
die RĂ€umung kein rechtsfreier Raum ist und darstellt, auch nicht fĂŒr die Polizei Freiburg“, Ă€uĂerte sich Ralf Schmidt, Vorsitzender des NABU Freiburg zu den GefĂ€hrdungen rund um die RĂ€umung.
In den Tagen der RĂ€umung wurden 1,7 Hektar des LangmattenwĂ€ldchens gerodet. Ein gesunder Mischwald in dem mindestens 14 bedrohte Tierarten leben, die nachweislich massiv geschĂ€digt werden. Die BaumaĂnahmen fĂŒr ein
Stadtviertel, in dem sozialer Wohnungsbau auf maximal 15 Jahre limitiert sein wird, wurden von der Stadt mit gewaltvollen Mitteln durchgesetzt. Das wird von Aktivist*innen der Besetzung auf das SchĂ€rfste kritisiert: „Der Dieti ist in den drei Jahren Besetzung fĂŒr mich zum Zuhause geworden. Er war ein offener Ort, an dem wir ein Leben ohne kapitalistischen ZwĂ€nge aufgebaut haben. Kein Viertel kann je so grĂŒn sein, wie ein bestehender Mischwald. Das hier ein funktionierendes
Ăkosystem fĂŒr einen Stadtteil geopfert wird, der grĂŒn und sozial werden soll, ist ein Paradox!“
Die Besetzung hat in den letzten Tagen Zuspruch von verschiedenen Initiativen und Personen der Stadt Freiburg bekommen. Und der Widerstandes kann auch durch die RĂ€umung nicht gebrochen werden. „Jeder Baum, der gefĂ€llt wird, ist einer zu viel. Wir werden wiederkommen, die BaumaĂnahmen unterbinden, den Stadttunnel verhindern und andere Waldbesetzungen unterstĂŒtzen“, so eine Sprecherin der Besetzung.