Ein Jahr Grätzl1

Heute ist der erste Geburtstag des Grätzl1, der ersten LobauBleibt Besetzung. Die Baustelle an der Hirschstettnerstraße wurde im Zuge einer Aktion am Montag den 30.8.21 erstmals besetzt. Am ersten April 2022 wurde das Grätzl1 dann von der Polizei zwangsgeräumt. Wie das Grätzl1 damals besetzt wurde erfährst du im folgenden Post.

Als das Basislager wenige Tage zuvor aufgestellt wurde, war das Bedürfnis sehr groß die Baustellen direkt zu stören. Deshalb haben sich verschiedene Aktivist*innen Aktionen überlegt. Nach einigen Plena gab es drei verschiedene. Diese drei Aktionen haben parallel stattgefunden und es wurde gemeinsam eine Anreise geplant. Diese war in drei verschiedene Kleingruppen unterteilt. Diese haben wir Grätzl getauft. Grätzl ist das wienerische Wort für einen kleinen Stadtteil. Diese Grätzl haben ihre Namen nach den Frontbannern bekommen. Es gab das gelbe, das weiße und das grüne Grätzl. Das Weiße hat den Eingang der nördlichen Baustelle an der Hirschstettnerstraße blockiert. Das grüne den der Südlichen. Das Gelbe ist einen etwas anderen Weg gegangen und ist in die Baustelle eingedrungen und wollte dort Bagger blockieren.

Als am Aktionstag der erste Bagger vor der blockierten Pforte gestanden ist, hat er umgedreht. Kurz haben alle gedacht, das wäre es bereits gewesen. Doch dann hat der Bagger einen Hintereingang benutzt. Im gelben Grätzl rief jemand „BAGGER“ und auf einen Schlag sind alle aufgesprungen, vor den Bagger gelaufen und haben sich vor ihm auf den Boden geworfen. Der Bagger musste umdrehen. Später ist er erneut aufgefahren und wurde erneut blockiert. Beim 2. Mal wurde er von Aktivist*innen gekesselt und konnte nicht mehr wegfahren. Die ASFINAG war beleidigt und hat die Polizei angewiesen das gelbe Grätzl zu räumen. Die Polizei begann sich zu formieren. Als die Räumung kurz bevor stand sind die Aktivist*innen des weißen und grünen Grätzls in die Baustelle gelaufen. In deren Reihen waren auch Aktivist*innen im Schulalter. Die ASFINAG hat dann plötzlich in Windeseile umgeschwenkt und die Räumung abgeblasen. Sie wollten sich eine derartige Blamage wie bei der Abschiebung der Schülerin Tina ersparen. Die ASFINAG ist davon ausgegangen, dass die Motivation der rund 30 Aktivist*innen bald nachlassen würde. Auch die Aktivist*innen waren sich unsicher, ob sie diese Besetzung dauerhaft halten können würden. Einige hatten keine Zeit und außerdem fand in der nächsten Woche eine große Aktion gegen die Internationale Automesse statt. Man einigte sich allerdings nach langem diskutieren, dass man es zumindest versuchen wolle. Es wurden Zelte vom Basiscamp auf die Besetzung verschoben und rund 10 Menschen blieben über Nacht. Die erste Woche war voller Energie und es wurden viele kleine Aktionen vom Grätzl aus gestartet. Es gab sogar auch ein Konzert. Doch die permanente Räumungsgefahr hat den Leuten stark zugesetzt und so waren es in der 2. Woche großteils nur noch 2-3 Besetzis. Erst in der 3.-4. Woche ist die Bewegung und die Bewohner*innen des Grätzls so weit gewachsen, dass klar war, dass das Grätzl1 bleibt.

Das Grätzl1 hat auch zeitweise andere Namen gehabt. Häufig wurde „Sandkiste“ und „Octopussies Garden“ verwendet. Das Grätzl1 war von Anfang an das zuhause der autonomen Aktivist*innen sie waren es die das gelbe Grätzl organisiert haben, und die waren es die das Grätzl die gesamte Zeit über besetzten. Bekannt war das Grätzl1 auch für den Turm der lange Zeit Eingangstor an der Straße und Wohnhaus zugleich war. Er ist im Gegensatz zur Pyramide der Wüste ohne Plan entstanden und war vielen Aktivist*innen aus dem Grätzl1 sehr ans Herz gewachsen. Er ist im Dezember einem Brandanschlag zum Opfer gefallen. Danach wurde der Cube gebaut welcher nur noch als Wohnhaus genutzt wurde. Mittlerweile steht am Ort des Grätzls eine vorübergehende Straße, die als Autobahnauffahrt dient. Nur noch einige LobauBleibt Schriftzüge erinnern an das Grätzl.

Ticker: Lobau bleibt – Telegram

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