Hanni bleibt: Banner-Drop endet in Untersuchungshaft

Saarbrücker Polizei begegnet friedlicher Protestaktion mit überzogener Polizeigewalt: Was mit einem harmlosen Bannerdrop begann endete für ein Aktivisti mit unverhältnismäßigen Repressionen.

„Diese Uni rodet Wald“ stand auf dem Banner, das ein Aktivisti am Mittwochabend an einer Straßenlaterne befestigte. Anlässlich des „Tag des Naturschutzes“ an der Saarbrückener Uni wollte der Mensch, der sich Thea nennt, auf die geplante Rodung im angrenzenden St. Johanner Stadtwald, kurz Hanni, aufmerksam machen. Dort sollen schon bald mehrere Hektar Wald für die umstrittene Erweiterung des Uni-Geländes gerodet werden. Erst vor wenigen Wochen wurde der Wald von Aktivist*innen besetzt um diesen vor der Rodung zu schützen.

Nachdem Thea von der Laterne geklettert war, wurde der Mensch laut Angaben der Waldbesetzung Barrio Hanni von der Polizei auf brutale Weise festgenommen und danach humpelnd in Handschellen abgeführt. Mittlerweile befindet sich Thea sogar in Untersuchungshaft.

Wir erleben hier, wie die Polizei jenseits von Recht agiert

Laut Theas Anwalt war jedoch nicht der Bannerdrop der Anlass für die Untersuchungshaft sondern die Zuordnung zu einem Foto, das während der Proteste gegen die Zerstörung des Dorfes Lützerath im Januar 2023 aufgenommen wurde. Die Polizei warf Thea daraufhin „tätlichen Angriff auf Vollstreckungsbeamte“ und „Körperverletzung“ vor. Buche aus der Waldbesetzung hat starke Zweifel an den Anschuldigungen: „Vorwürfe wie Widerstand, tätlicher Angriff oder Körperverletzung werden oft konstruiert, um [..] Leute wegsperren zu können. Erst eine Beschwerde der Staatsanwaltschaft beim Landesgericht erwirkte [den Haftbefehl]. Dies zeigt nur wie maßlos übertrieben die Vorwürfe sind“.

Begründet hatte die Polizei Theas Festnahme ursprünglich mit ihrer Vermummung, die als illegal bewertet wurde. Um dies zu rechtfertigen wurde Theas Aktion kurzerhand einer 800 Meter entfernen Versammlung zugeordnet. Waldaktivist*in Tanne beklagt: „Wir erleben hier, wie die Polizei jenseits von Recht agiert, um mit aller Gewalt politische Meinungsäußerung von links zu bestrafen und zu verhindern. Man konstruiert haltlose Vorwürfe gegen uns, um uns von demokratischen Grundrechten auszuschließen.“

Wie es mit Thea weitergeht ist noch unklar. Laut Anwalt ist jedoch wahrscheinlich, dass Thea im Laufe der nächsten Wochen in die JVA in Mönchengladbach verlegt wird, wo eine Haftprüfung beantragt werden soll.

Briefe an Thea könnt ihr an folgende Anschrift adressieren:

Unbekannt in Zelle 208 U-Haft alias Thea,
JVA Saarbrücken
Lerchesflurweg 37
66119 Saarbrücken

---

Mehr über den Protest im Hanni erfahrt ihr hier: https://wald-statt-asphalt.net/hanni-bleibt/