Bauprojekt gestoppt: Widerstand aus den Wondelmeersen zeigt Wirkung

Was als Waldbesetzung gegen Betonpolitik begann, wird zum juristischen Erfolg – der Bau der Betriebshalle in Wondelgem ist vorerst gestoppt.

In Gent hat sich in den vergangenen Jahren ein lokaler Konflikt zu einem Symbol fĂŒr ökologischen Widerstand und selbstbestimmte Stadtentwicklung entwickelt. Die flĂ€mische Verkehrsgesellschaft De Lijn plante eine neue Betriebshalle fĂŒr ihre Busflotte zu bauen – und das ausgerechnet auf dem GelĂ€nde der sogenannten Wondelmeersen in Wondelgem, einer der letzten grĂ¶ĂŸeren grĂŒnen FlĂ€chen am Rande der Stadt. 2024 wurde GelĂ€nde von Aktivist*innen besetzt.

Die Aktion richtete sich gegen die geplante Bebauung des Gebietes, das nicht nur von Anwohnenden als wertvolle Naherholungs- und Naturzone genutzt wird, sondern auch Lebensraum fĂŒr zahlreiche Tier- und Pflanzenarten ist. Was als direkte Aktion begann, entwickelte sich schnell zu einem widerstĂ€ndigen Treffpunkt fĂŒr Klimagerechtigkeitsgruppen, lokale Initiativen und Menschen aus der Nachbarschaft. Trotz mehrerer RĂ€umungsversuche hielt sich der Protest ĂŒber Monate – und machte deutlich, dass immer mehr Menschen bereit sind, sich der Logik von FlĂ€chenfraß und kapitalistischer Infrastrukturpolitik entgegenzustellen.

Ende Oktober wurde die Besetzung von der Polizei gerĂ€umt, doch der Konflikt um die Zukunft des Areals hatte damit gerade erst begonnen. Nach der RĂ€umung verlagerte sich der Widerstand von der besetzten Wiese in politische Gremien, Medien – und schließlich in die Gerichte. BĂŒrger*inneninitiativen und Umweltorganisationen legten EinsprĂŒche gegen die Bebauung ein und machten auf gravierende Fehler in der Genehmigungsplanung aufmerksam: unzureichende UmweltprĂŒfungen, Missachtung europĂ€ischer Naturschutzauflagen und fehlende AlternativenprĂŒfung. Doch wie so oft versuchten Politik und Planungsbehörden, das Projekt trotz massiver Kritik durchzudrĂŒcken – angeblich „im Interesse der MobilitĂ€t“.

Nun kam es ĂŒberraschend zu einem Wendepunkt. Laut einem Bericht des belgischen öffentlich-rechtlichen Senders VRT hat ein Gericht entschieden, dass die umstrittene Baugenehmigung vorerst ausgesetzt wird. Solange das laufende Verfahren nicht geklĂ€rt ist, darf De Lijn nicht mit den Bauarbeiten beginnen. Der Richterspruch stĂŒtzt sich auf rechtliche Bedenken gegen das Projekt – ein klarer Erfolg fĂŒr die lokalen Initiativen, die seit Jahren auf genau diese Probleme hinweisen. Die Entscheidung zeigt, dass der Widerstand, der einst in den Wondelmeersen begann, lĂ€ngst nicht gebrochen ist.

Dieser juristische Erfolg ist kein Zufall, sondern das Resultat beharrlichen Drucks von unten. Was Aktivist*innen mit Transparenten, BaumhĂ€usern und Direkter Aktion sichtbar und spĂŒrbar gemacht haben, schlĂ€gt sich nun auch in juristischen Verfahren nieder. Der Kampf um das GelĂ€nde bleibt damit offen – aber eines ist klar: Die Geschichte der Wondelmeersen zeigt, dass selbstbestimmte Stadtpolitik und Klimagerechtigkeit nicht auf Sonntagsreden warten. Sie entstehen dort, wo Menschen sich organisieren, RĂ€ume verteidigen und Alternativen leben. Gent hat bewiesen: Widerstand wurzelt – und trĂ€gt FrĂŒchte.


Mehr ĂŒber den Protest in den Wondelmeersen unter https://wald-statt-asphalt.net/wondelmeersen-besetzt/

Quelle: https://www.vrt.be

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