Wald-statt-Asphalt-Newsletter #15

Liebe UnterstĂŒtzer*innen des Dannenröder Waldes,

hier kommt der Wald statt Asphalt-Newsletter fĂŒr den Zeitraum bis 24. November mit Berichten ĂŒber die Lage im Danni und zu zahlreichen AktivitĂ€ten!

Zweite RĂ€umungswoche

Nach der zweiten RĂ€umungswoche ist die gerodete Trasse deutlich erkennbar. Sie wurde inzwischen mit hohen ZĂ€unen und Nato-Draht gegen Demonstrant:innen gesichert. In der Dunkelheit erleuchtete Flutlicht die FlĂ€che, die Harvester und das Polizeiaufgebot. Viele Barrios wurden gerĂ€umt. Viele Strukturen sind aber auch neu erstanden und die Barriosin der Tiefe des Waldes hielten weiterhin stand. Die Gesamtlage im Danni spitzte weiter zu, aber die Aktivisti ließen sich auch in dieser Woche nicht in ihrem Engagement aufhalten.

Trotz der konsequent durchgehaltenen Strategie des passiven Widerstandes hĂ€uften sich gefĂ€hrliche Situationen und UnfĂ€lle. Die RĂ€umung der Barrios und die Rodung des Waldes liefen unter hohem Zeitdruck der Polizei und der Rodungstrupps ab. Höhenstrukturen werden absolut fahrlĂ€ssig und ohne RĂŒcksicht auf Aktivisti gerĂ€umt und zerstört. Die sogenannte Schleierfahndung war nach wie vor in Kraft. Ein weitrĂ€umiges Gebiet rund um den Danni ist immer noch als Gefahrenzone deklariert. FĂŒr die Freundinnen und Freunde des Danni bedeutete dies, dass sie zum Teil schon an den umliegenden Bahnhöfen von der Polizei abgefangen wurden. Es gab völlig ĂŒberzogene Personenkontrollen, die verbal oft schon nach wenigen SĂ€tzen entgleisten, wenn Menschen ihre Personalien nicht einfach grundlos angeben wollten.

Auf dem GelĂ€nde des Danni-Camps konnte es Aktivisti passieren, dass sie bei harmlosen TĂ€tigkeiten, wie WĂ€sche zum Gasthof Jakob tragen, aufgegriffen wurden und wegen fehlender Angaben zur Person fĂŒr Stunden in einer der Gefangenensammelstellen landeten. In der letzten Woche betraf dies 40 bis 50 Menschen. Eine SanitĂ€terin wurde grundlos bei der KĂŒfa aufgegriffen. Ihr wurde beim AbfĂŒhren ein Arm gebrochen. Eine Beobachterin der evangelischen Kirche wurde in AusĂŒbung ihrer TĂ€tigkeit verprĂŒgelt. Die evangelische Kirche erstattete Anzeige. Ein Polizeifahrzeug blieb auf dem Acker am Waldrand liegen. Die angebotene Hilfe einiger Aktivisti, es herauszuziehen, wurde abgelehnt. Stattdessen wurden ein RĂ€umpanzer und ein Wasserwerfer geschickt.

Wirklich dramatisch waren jedoch die UnfĂ€lle, die sich aufgrund der unsachgemĂ€ĂŸen RĂ€umung der Höhenstrukturen und BaumhĂ€user immer wieder ereigneten. FĂŒr die RĂ€umung von Strukturen ĂŒber 2,5 Meter gibt es klare Richtlinien. Hier mĂŒssen HebebĂŒhnen oder spezielle Klettereinheiten die RĂ€umung vornehmen. TatsĂ€chlich wurden Aktivisti jedoch grob von Polizeitrupps von den Strukturen herunter gezerrt. FĂŒr viele Menschen war dies eine traumatisierende Erfahrung. Eine junge Frau wurde von vier Polizist:innen von einer Barrikade gezerrt, obwohl sie schon vor dem eigentlichen Zugriff hyperventilierte und offenkundig unter Schock stand. Sie wurde zu Boden gezerrt und fiel in Ohnmacht. Man legte Sie auf den kalten Waldweg und verhinderte die Hilfe der hinzu eilenden Camp SanitĂ€ter:innen. Sie blieb dort unbehandelt liegen, bis ein angeforderter Notarztwagen aus Marburg eintraf. Bei den RĂ€umungen der BaumhĂ€user wurden auch in großer Höhe Elektroschocker eingesetzt. Dabei wurde billigend in Kauf genommen, dass Menschen in Panik gerieten und es zu AbstĂŒrzen hĂ€tte kommen können. Solche und Ă€hnliche Vorkommnisse sind in nichts nachzuvollziehen und widersprechen jedem Recht auf Unversehrtheit. Auch die Polizei unterliegt einer FĂŒrsorgepflicht.

Chronik der UnfÀlle

Samstag, 14.11.20: Polizisten schneiden trotz Warnrufe der Aktivisti ein tragendes Seil eines Monopods durch. Dieser stellte sich schrĂ€g und fast stĂŒrzte ein Mensch aus 5 Meter in die Tiefe (dokumentierte und bereits veröffentlichte Augenzeugenberichte, sowie Bildmaterial).


Sonntag, 15.11.20: Aktivisti stĂŒrzt aus circa 4-5 Meter hohem Tripod. Der Mensch musste verletzt ins Krankenhaus. Ein Seil wurde von einem Polizisten durchtrennt, trotz Warnungen. Der Fall ist gut dokumentiert und es laufen bereits interne Verfahren gegen den betreffenden Beamten.


Montag, 16.11.20: Ein*e Aktivisti hĂ€ngt an einem Seil, das zwei BĂ€ume verbindet. Ein Baum wird gefĂ€llt, dessen Äste diese Traverse umwachsen haben. GlĂŒcklicherweise hatten diese Äste eine geringere Bruchlast als die Traverse selbst und sind gebrochen, ohne die Traverse zu zerreißen. Dies war aber nicht sicher abzusehen und wĂ€re anstattdessen die Traverse gerissen wĂ€re der Mensch aus 8 Metern Höhe in die Tiefe gestĂŒrzt. Hierzu gibt es genaue und belegende Videoaufzeichnungen.


Samstag 21.11.20: Aktivisti stĂŒrzt aus 6 Metern Höhe in die Tiefe. Polizeibeamte traten vorsĂ€tzlich auf einem Sicherungsseil herum, bis es riss (Quelle: Hessenschau).
Laufend: GefĂ€hrliche Rodungen ohne genĂŒgend Sicherheitsabstand. Auch dies ist durch Videoaufzeichnugen und Zeug*innenaussagen gut dokumentiert und belegt.


Was noch geschah

Am frĂŒhen Sonntagmorgen rief das BĂŒndnis „Ende GelĂ€nde“ zu einer Massenaktion zivilen Ungehorsams auf. 400 Menschen blockierten die Waldarbeiten auf den RodungsflĂ€chen. Denn trotz des am Sonntagmorgen angekĂŒndigten RĂ€umungs-und Rodungsstopps am Totensonntag fanden zu dem Zeitpunkt Waldarbeiten statt. Diese wurden durch die Blockadeaktion der Aktivist*innen zum Stillstand gebracht. Außerdem errichteten die Aktivist*innen neue Barrikaden und Tripods auf der RodungsflĂ€che, nachdem Bagger und Baumaschinen ihrem Druck weichen mussten.

Auf der Sonntagskundgebung wurden eindringliche und sehr bewegende Worte aus der Waldbesetzung gefunden. Der Schock ĂŒber den unverhĂ€ltnismĂ€ĂŸigen Polizeieinsatz der letzten Tage saß tief. „Plötzlich finden wir uns in einer Situation wieder, in der unser Recht auf Unversehrtheit keine GĂŒltigkeit mehr hat. Wir sind fĂŒr unsere Überzeugung, dass angesichts der Klimakrise eine nachhaltige Verkehrswende dringend benötigt wird, in den Danni gekommen. Wir haben friedlichen Wiederstand geleistet. Nun mĂŒssen wir uns die Frage stellen, ob wir fĂŒr unsere Ideale auch unser Leben und unsere Gesundheit einsetzen wollen.“

Campact trug mit vielen solidarischen UnterstĂŒtzer:innen der Sonntagskundgebung und gelben Danni-Laternen etwas Licht und Hoffnung in den Wald. SpĂ€testens an den AbsperrzĂ€unen der Trasse fiel es jedoch allen schwer, sich vom trostlosen Anblick der vielen gerodeten BĂ€ume und der Hundertschaften von Polizei nicht herunter ziehen zu lassen.

„Die Rodung im Danni verstĂ¶ĂŸt gegen nationale und europĂ€ische Wasserrahmenrichtilinien.“,  Ă€ußerte sich Lola Löwenzahn von Aktion Schlagloch, Mitglied im BĂŒndnis „Wald statt Asphalt. „Diesen Rechtsbruch nehmen wir nicht hin – wenn die Rodungsarbeiten nicht sofort gestoppt werden, blockieren wir nĂ€chstes Wochenende massenhaft die zerstörerische Infrastruktur“

Wolfgang Dennhöfer vom BUND erklĂ€rte: „Der Autobahn-Plan verstĂ¶ĂŸt gegen das Wasserrecht. Diesen Mangel hĂ€tte Tarek Al-Wazir in einem PlanergĂ€nzungsverfahren ĂŒberprĂŒfen lassen mĂŒssen – das zeigt unsere Analyse eindeutig. Das Verkehrsministerium muss jetzt handeln und die Rodungsarbeiten aussetzen, bis die rechtliche Grundlage des Autobahnausbaus geklĂ€rt ist.“ Das geht aus einer juristischen Auswertung der UrteilsbegrĂŒndung zum Ausbau der A49 hervor, deren Ergebnisse der BUND Hessen gestern veröffentlichte. Demnach hĂ€tte Verkehrsminister Tarek Al-Wazir eine ÜberprĂŒfung des mangelhaften Planfeststellungsbeschlusses anordnen mĂŒssen. Das BĂŒndnis „Wald statt Asphalt“ verurteilt diesen Rechtsbruch.

VorankĂŒndigung fĂŒr den 6. Dezember

Nikolaus trifft Danni – macht mit bei der solidarischen PĂ€ckchenaktion

Winterlicher Aktionstag am 6. Dezember auf dem Sportplatz in Dannenrod

Mit diesem Aktionstag wollen die Dannieltern und alle Freundinnen und Freunde des Danni die Aktivisti im Wald in besonderer Weise unterstĂŒtzen und wertschĂ€tzen. Sie haben in den zurĂŒckliegenden 13 Monaten Unglaubliches geleistet, um angesichts der Klimakrise einen Wertewandel in der Gesellschaft anzustoßen. DafĂŒr sind sie bis an ihre physischen und psychischen Grenzen gegangen. Es wird Zeit ihnen ganz persönlich Danke zu sagen!

UnterstĂŒtzt die Aktivisti durch ein NikolauspĂ€ckchen und eine persönliche Grußbotschaft!

Mit PĂ€ckchen aus der ganzen Bundesrepublik soll die große Bandbreite der SolidaritĂ€t mit dem Danni beim Aktionstag kenntlich gemacht werden. Die Pakete werden mit einem öffentlichen Laternenzug im Wald abgegeben. Einzelne Grußbotschaften werden im BĂŒhnenprogramm verlesen.

Bitte schreibt einen kurzen Brief mit Eurer persönlichen Grußbotschaft, den Ihr außen auf das PĂ€ckchen klebt und schickt es nach Dannenrod zum Gasthof Jakob. Packt vegane SĂŒĂŸigkeiten, NĂŒsse, PlĂ€tzchen, Chips oder auch eine BiozahnbĂŒrste ein. Wer zu Hause noch eine ungenutzte Powerbank mit Ladekabel oder ein altes internetfĂ€higes Handy mit Ladekabel herumliegen hat, sollte es auch einpacken. Die GerĂ€te werden dringend benötigt. Guthaben fĂŒr Simkarten z. B. von Aldi Talk oder CallYa werden ebenfalls gebraucht.

Bitte denkt daran, die PĂ€ckchen frĂŒh genug abzuschicken. Die Post benötigt aktuell etwas lĂ€nger

Gasthof Jakob
Nikolaus trifft Danni
Buchhainer Str. 8
35315 Homberg
Kontakt: Dannieltern@gmx.de

Veranstaltungsbeginn: 14.00 Uhr. Detailliertes Programm folgt nÀchste Woche.

Hoffnung fĂŒr Morgen – Familien  GrĂŒnde fĂŒr die Waldbesetzung erfahren. Sie können außerdem ihre eigenen Gedanken und Botschaften auf die Straße tragen. Alle sind eingeladen Pappschilder z.B. zum Motto ‚Hoffnung fĂŒr Morgen‘ mitzubringen. Vor und wĂ€hrend der Aktion können eigene Pappschilder gebastelt werden. Vielleicht wollt ihr euch verkleiden oder habt eigene Ideen fĂŒr die Demo? Bringt sie ein!

Die Demonstration wird angemeldet. Es wird versucht in Absprache mit der Polizei einen sicheren Zugang zum Barrio „Morgen“ oder einem benachbarten Baumhausdorf zu erhalten und darauf hinzuwirken, dass wĂ€hrend der Aktion dort keine Waldarbeiten stattfinden. Bitte eigenes Picknick einpacken und an warme Kleidung, Decken und feste Schuhe denken. Aufgrund des Infektionsschutz bitten wir darum wĂ€hrend der Aktion in kleinen (Bezugs)gruppen von Bekannten zusammen zu bleiben und wenn möglich (bei den grĂ¶ĂŸeren Kids) einen Mundschutz zu tragen. Wir freuen uns auf euch!

Beginn ist 11.00 Uhr am Spielplatz bei Gasthof Jakob. Enden wird die Veranstaltung um 15.00 Uhr auf dem Sportplatz. Dort unterstĂŒtzen wir die Pressekonferenz der Dannieltern. „Eltern fĂŒr den Danni – HĂ€nde weg von unseren Kindern!“

Bei Fragen oder Anregungen zur Kinder- und Familiendemo meldet euch unter: waldstattasphaltbuendnis@riseup.net

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