Pressemeldung 17.11. – Bilanz nach einer Woche RĂ€umung & bundesweite Proteste

++ Wald-Statt-Asphalt-BĂŒndnis zieht Bilanz nach einer Woche RĂ€umung im Dannenröder Wald ++ Bundesweite Proteste ++ Massenhafte Bewegung im Entstehen ++ 


Dannenrod, 17.11.2020. Eine Woche nach dem Start der RĂ€umungen und Rodungen im Dannenröder Wald zieht das Wald-Statt-Asphalt-BĂŒndnis eine erste Bilanz. Die EinsatzkrĂ€fte versuchen, seit vergangenem Dienstag mit aller HĂ€rte und ohne Pause von beiden Seiten der geplanten Trasse Tatsachen zu schaffen. Die RĂ€umungen und Rodungen gehen jedoch aufgrund des massiven und vielfĂ€ltigen Widerstandes extrem langsam voran. Einerseits werden am Tag gerĂ€umte Strukturen und Barrikaden im Laufe der Nacht oft wieder aufgebaut, andererseits mĂŒssen tĂ€glich zahlreiche Menschen aus BaumhĂ€usern, von Plattformen und BĂ€umen sowie aus Sitzblockaden gerĂ€umt werden.


Gleichzeitig formierten sich auch dezentral im ganzen Bundesgebiet sowie in NachbarlĂ€ndern neue Proteste rund um den Dannenröder Wald. So fanden insgesamt bereits ĂŒber einhundert Demonstrationen und Aktionen in SolidaritĂ€t mit der Waldbesetzung statt: Am Samstag nahmen 1200Menschen bei einer SolidaritĂ€ts-Demonstration ĂŒber die A100 in Berlin teil, außerdem wurde eine Autobahn in Wien blockiert. Proteste und Mahnwachen vor der Botschaft der hessischen Landesregierung in Berlin und zahlreicher BĂŒros der GrĂŒnen, Soli-Baumbesetzungen und zahlreiche Banneraktionen sind ebenso Teil der Protestwelle, die ĂŒber Deutschland zieht.


„Dieser Protest ist lĂ€ngst ĂŒber den Dannenröder Wald hinausgewachsen.“, sagt Frida Blume vom Wald-Statt-Asphalt-BĂŒndnis. „Wir sind eine bunte, aber entschlossene Bewegung und uns ist klar:Hier geht es um mehr, hier geht es um eine soziale und gerechte MobilitĂ€tswende und letztendlich um Klimagerechtigkeit, vielleicht geht es hier sogar um alles. Wir werden auf jeden Fall keine Ruhe geben. Unsere Proteste werden nicht mit der Rodung aufhören.“ Auch Tino Pfaff von Extinction Rebellion schöpft neue Hoffnung: „Der Protest wird immer grĂ¶ĂŸer, der Bewegungscharakter wird immer sichtbarer und vor allem wird zunehmend klar, dass es hier um viel mehr geht als nur um unseren Wald oder diese eine Autobahn. Es geht um die gesamteMobilitĂ€tswende, es geht um soziale Gerechtigkeit und es geht um effektiven und entschiedenenKlimaschutz. Es geht um den Systemwechsel, den wir alle immer lauter fordern und hier tatsĂ€chlich aktiv anpacken. Es ist ĂŒberwĂ€ltigend, zu sehen, dass all das hier und heute einen Kristallisationspunkt findet.“


Bedauerlicherweise kam es in der gleichen Zeit widerholt zu gefĂ€hrlichem und unverantwortlichemVorgehen von Polizei und Waldarbeitenden. FĂ€llarbeiten werden direkt neben besetzten BĂ€umen und ohne ausreichenden Sicherheitsabstand zu Waldbewohner*innen, Beobachter*innen und Polizist*innen durchgefĂŒhrt. In den letzten Tagen kam es zudem zu drei VorfĂ€llen, bei denen tragende Seile von besetzten Blockadeelementen nachweislich von den EinsatzkrĂ€ften durchtrennt wurden. Am Sonntag fiel ein Mensch dadurch von einem Tripod und kam mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus. Nur durch GlĂŒck kam es zu keinen noch grĂ¶ĂŸeren Tragödien. 


Susanne Gellert von der BĂŒrgerinitiative „Keine A49“ dazu: „Das arme, kleine Dannenrod, der Ort, an dem ich groß geworden bin, ist nahezu vollstĂ€ndig abgeriegelt und unerkennbar. Es ist Krieg in meiner Heimat und ich bin totunglĂŒcklich. Was passiert da gerade? Was tun wir einander an? Ich zweifel an der Rechtsstaatlichkeit aller BeschlĂŒsse und vor allem an der Wahrhaftigkeit von Politikern wie Tarek Al-Wazir und Andreas Scheuer. Karrieregeile und korrupte PöstchenjĂ€ger, die sich regelmĂ€ĂŸig ĂŒberschĂ€tzen und sich auch noch damit brĂŒsten, sie seien lupenreine Demokraten. Aber sie sind einfach nur willfĂ€hrige Helfeshelfer der Industrie. Wie erbĂ€rmlich!“


Auch durch die mutwillige Zerstörung von Zelten, LebensmittelvorrĂ€ten, Kunstwerken und FahrrĂ€dern trĂ€gt die Polizei zu einer weiteren Eskalation bei. Pressevertreter*innen beklagen immer wieder die EinschrĂ€nkung und Behinderung ihrer Arbeit. Der Polizeieinsatz muss jetzt gestoppt werden, um zu verhindern, dass noch mehr Menschen zu Schaden kommen. Unter dem Hashtag „#RodungsstopJETZT“ fordern zahlreiche Menschen, Initativen und Beobachter*innen in den sozialen Medien, den Einsatz aufgrund dieser VorfĂ€lle zu unterbrechen.  


Die vier Kernforderungen des Wald-Statt-Asphalt-BĂŒndnisses: 

  • Keine weitere Zerstörung von teilweise bereits stark ĂŒberlasteten NaturrĂ€umen
  • Ausbau des Nah- und Fernverkehrs sowie der Rad- und Fußinfrastruktur
  • Stopp jeglichen Neubaus von Straßen fĂŒr den Autoverkehr und umweltschĂ€dliche Subventionen dafĂŒr
  • Durchsetzung einer echten und gerechten Verkehrswende. Öffentliche MobilitĂ€t muss fĂŒr alle bezahlbar und somit fĂŒr alle zugĂ€nglich sein

Pressekontakt:
Lilly Claudi: 01733226449
Charlie Linde: 015787310728
Susanne Gellert: 01778881190

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