Wald-statt-Asphalt-Newsletter #11

Liebe Unterstützer:innen des Dannenröder Waldes,

hier kommt der Wald statt Asphalt Newsletter für den Zeitraum bis 8. November mit Berichten über die Lage im Danni und zu zahlreichen Aktivitäten! Was gibt es Neues aus der Besetzung?

Am letzten Montag 26.Oktober um 5.30 Uhr in der Frühe begannen die endgültigen Räumungen und Rodungen der Barrios Underground und High Society im Herrenwald. Besetzte Bodenstrukturen wurden von der Polizei geräumt. In den Bäumen hielten aber rund 50 Aktivisti neun Stunden lang auch dann noch die Stellung, als um sie herum bereits gerodet wurde. Sowohl Räumungen als auch Rodungen werden zunehmend parallel und unter Zeitdruck vorgenommen. Solange Parlamentarier:innen und Presse anwesend waren, lief alles noch zu vertretbaren Bedingungen ab. Unbeobachtet wurde zunehmend mit Gewalt geräumt: Schmerzgriffe, Kopf
verdrehen, an den Haaren ziehen, Traversen kappen, an denen noch geklettert wurde. Nach Abschluss der Rodungsarbeiten verließen die Aktivisti am späten Nachmittag von sich aus und unverletzt die besetzten Bäume. Im Herrenwald ist die Trasse ist jetzt komplett gerodet. Trotz der aktuellen Räumung des Herrenwaldes, verläuft der Widerstand jedoch durchaus erfolgreich. So konnten die von der DEGES avisierten Rodungsflächen von 4 Hektar pro Tag auf 1, 2 Hektar verlangsamt werden.

Nachdem der Hessische Landtag sich gegen einen, wie unter anderem von der Polizeigewerkschaft geforderten, Corona bedingten Abbruch des Polizeieinsatzes entschieden hat, wurde von Seiten der Polizei der Druck zunehmend auf allen Eben verstärkt. Kolonnen von Mannschaftswagen fuhren durch die Dörfer, um mit ihrer Präsenz einzuschüchtern. Nachts wurde in einigen Barrios der Schlaf der Aktivisti mit Scheinwerfern gestört. Am Samstag wurden von einem Hubschrauber aus mit Wärmebildkameras Aufnahmen von den Barrios im Danni gemacht, um die dortige Personenzahl zu schätzen.

Aber auch die (angemeldeten und legalen) Solidaritätsaktionen außerhalb des Waldes werden zunehmend kriminalisiert und gestört. Die Teilnehmenden der beiden großen Fahrraddemos am Samstag und Besucher:innen der Wochenendveranstaltungen auf dem Sportplatz in Dannenrod fanden sich unversehens in einer sogenannten Schleierfahndung wieder. Personalien wurden aufgenommen. Es wurde Auskunft verlangt, mit welchen Ziel und Zweck Personen unterwegs seien. Fahrzeuge wurden auf mitgeführte Waffen durchsucht. Teile Hessens wurden zum Gefahrengebiet erklärt. Wenn man bedenkt, dass Schleierfahndungen im Hessisches Gesetz über die öffentliche Sicherheit und Ordnung (HSOG) an die „vorbeugende Bekämpfung von grenzüberschreitender Kriminalität“ zweckgebunden ist, stellt sich die Frage nach der Angemessenheit.

Wegen der Abseilaktion am Montag, 26. Oktober wurden sieben Aktivisti in die JVA Frankfurt in Untersuchungshaft gebracht. Inzwischen sind drei wieder auf freiem Fuß. Für die Inhaftierten wurde zur Unterstützung eine Briefaktion organisiert. Die Trommler:innen-Gruppe des Camps und „Lebenslaute“ spielten am Sonntag vor der JVA 3 in Frankfurt. Hier noch ein Link für aktuelle Informationen und zur Unterstützung der Inhaftierten: https://freethemall.blackblogs.org/menschen-in-u-haft/

Noch ein Wort zu den Abseilaktionen: Natürlich sind sie für alle Pendler:innen des Rhein-Main-Gebietes lästig, und es kursieren in manchen Teilen der Berichterstattungen abstruse Übertreibungen und rechtlich völlig haltlose Einschätzungen. Ein Auffahrunfall in 8 Km Entfernung am Ende eines Staus hat jedoch keinen ursächlichen Zusammenhang mit der Abseilaktion. Fakt ist: Aktivisti haben auch bei ihren Abseilaktionen die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer:innen im Blick. In Deutschland gibt es für alles eine Verordnung. So auch für das Abseilen von Brücken. Bis 2,5m ist es keine „akute Verkehrsgefährdung“; schließlich seilen sich auch Reparaturtrupps von Autobahnbrücken ab. Diese Marke wurde von den Aktivisti nicht überschritten. Die Autobahnen dennoch zu sperren, war eine Entscheidung der Polizei, die auch anders hätte ausfallen können.

Wie Ihr an diesen wenigen Beispielen seht, wird es zunehmend unruhig in und um den Danni. Die politischen Zeichen stehen auf Räumung. Der Kampf um den Danni wird dadurch immer mehr zu einem allgemeinen Symbol des Widerstands gegen eine verfehlte Klimapolitik am Beispiel der Verkehrswende, die irgendwie nie einzutreten scheint…
Folgerichtig erweitert sich der Fokus der Aktiven im Danni auf breitere Forderungen, die am Sonntag bei der Kundgebung mit anschließendem Waldspaziergang deutlich formuliert wurden.

Barbara Schlemmer vom Aktionsbündnis keine A49! wies in Ihrer Rede noch einmal auf die weitreichende Bedeutung der (inzwischen) zwei Gutachten zum Wasserrecht hin. Die Auswirkungen der Rodung von 80.000 Bäumen und der Überbauung des Wasserschutzgebietes auf die Grundwasserqualität und die Grundwassermenge wurden im Planungsgutachten zum Autobahnbau nicht untersucht. Technische Mängel, wie z. B. das Fehlen doppelwandiger Rohrleitungen und die korrekte Ableitung des Regenwassers in Rückhaltebecken kommen hinzu. Daten wurden in vielen Bereichen gar nicht oder nur lückenhaft erhoben. Insgesamt ist die Grundlage der Planfeststellung wasserrechtlich so unzureichend, dass die Genehmigung zurückgenommen werden muss! In der Politik kann niemand mehr von einem ausreichenden Genehmigungsverfahren sprechen. Wer es dennoch tut, verfolgt Interessen, die sich nicht an Wasser- und Klimaschutz orientieren.

Jessica Stolzenberger, eine der Gründer:innen der Klimaliste Deutschland, wurde in ihrem Redebeitrag noch deutlicher: „Unsere Politik lebt auf einem Planeten ohne Klimakatastrophe! Es sind keine Namenlosen, die Hand an Grandma und Grandpa legen (zwei über 300 Jahre alte stolze Eichen im Danni; Grandma wurde bereits gefällt). Es sind Politiker:innen, auf deren Fahnen Klimaschutz steht. Wir, die junge Generation, die Hitzewellen, Dürren, Unwetter und alle anderen Folgen des Klimawandels noch erleben werden, fordern zukunftsorientiertes Handeln und werden dafür künftig selbst in den Parlamenten sorgen.“ Infos zu den Gründungen der Klimalisten findet Ihr unter www.klimaliste.de

In der Küfa (Küche für alle) hat sich die Situation inzwischen stabilisiert, wenn auch auf einem geringeren Level als bislang. Die Barrios im Wald kochen darum vermehrt wieder selbst. Am Sonntag gab es zusätzliche Unterstützung durch die Aktionsküche Freiburg, die vegane Döner mitbrachte. Die Spende einer großen Küchenmaschine hat das Kochen in der Küfa sehr vereinfacht.

Auch Lebensmittelspenden kommen weiter in großer Zahl herein. So lieferten z. B. Alfred und Hannelore vom Demeterhof bei Kirdorf am Sonntag einen ganzen Lieferwagen mit Möhren, Rotkohl, Wirsing und Zwiebeln. „Wir sind seit 30 Jahren mit der ganzen Familie im Widerstand gegen die A49″, sagten die beiden.

Die Widerstandsbewegung gegen den Bau der A49 verzeichnet seit September durch die drohende Räumung einen immer größer werdenden Zugang von Geldspenden. Dies sind überwiegend private Zahlungen. Wir sind wirklich überwältigt, wie stark die Unterstützung ist.

Das Frankfurter antagon Theater unterstütze die Aktionen in der letzten Woche. Danke, antagon! 

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 Aktivitäten am Wochenende

Sa, 07. November
*    14:00 – Workshop DIY Makramee Schlüsselanhänger im Workshopzelt 1 (Dauer ca. 1 h; Personenanzahl etwa 10 Menschen – am besten vorher bei uns via Mail anmelden – bei großen Interesse direkte Wiederholung des Workshops im Anschluss mit weiteren 10 Menschen möglich!)

So, 08. November
*    13:00 – Live Musik von Zagreb Titan
Der erste Auftritt der Skapunkpolkapopper startete direkt im Vorprogramm des Ska-Godfathers Laurel Aitken- Seitdem brachten es Zagreb Titan mit ihrer extrem tanzbaren Mischung irgendwo zwischen Karibik, Balkan und Mittelhessen auf unzählige Gigs und Touren durch Europa und einer Handvoll Tonträger.
*    14:00 – Waldspaziergang

Weitere Möglichkeiten, aktiv zu werden

Beschwerden einreichen

Schreibt an Eure lokalen Politiker:innen, an Landes- und Bundestagsabgeordnete eine Beschwerde, zu dem gigantischen Polizeieinsatz von mehreren tausend Polizisten aus ganz Deutschland in der sich verschärfenden Coronalage. Bei den Räumungen sind Abstände nicht haltbar und gefährden alle Beteiligten. Dabei könnt Ihr auch gerne Eurem Protest gegen den Bau der A49 Ausdruck verleihen.

Camp

Es gibt immer einige kleine und große Aufgaben, die Menschen
hierübernehmen können. Kommt rum und meldet euch am Infopunkt! Mehr Infos über Programm und Camp findet ihr hier:
https://t.me/waldstattasphalt_camp

Küfa – Küche für alle braucht regelmäßig Unterstützung Die Küfa versorgt das Camp, die Barrios und die Besucher:innen mit leckerem veganen Essen! Hier werden immer Menschen gesucht, die ab frühen Nachmittag beim Kochen Gemüse schneiden und vor allem auch beim Abwaschen des Geschirrs helfen.

Was kann ich machen, um dem Wald zu helfen?
Widerstand geht weiter und braucht euch! Also kommt vorbei und lernt Baumhäuser zu bauen und zu klettern.
#aTreehouseadayKeepsTheChainsawsAway

Im Wald könnt ihr weiterhin helfen , die Widerstandsstrukturen und Barrikaden zu verdichten. Menschen freuen sich über viele helfende Hände und geben gerne ihr Wissen weiter.

Letzte Abfrage zur Aktionsgruppe für Eltern und andere Personen Bislang haben sich zu wenige Personen gemeldet, als dass eine handlungsfähige Gruppe möglich wäre. Trotzdem noch einmal die Abfrage, welche Eltern und andere Personen Interesse haben, sich für Aktionen zusammenzuschließen. Bitte meldet Euch für eine Vernetzung unter Dannieltern@gmx.de oder am Sonntag 08. November persönlich im Kreativzelt neben dem roten Zirkuszelt auf dem Sportplatz bei Janne.

Links:
——
[1] http://www.klimaliste.de
[2] http://www.dannenroederwald.org

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