Die Leinemasch ist besetzt! Gemeinsam gegen Rodung und StraĂenbauwahn
Hannover, 4. Oktober 2022. Heute wĂ€re der Tag gewesen, an dem die Rodungssaison laut Plan in der Leinemasch in Hannovers SĂŒden begonnen hĂ€tte. Stattdessen wurde ein Festival des Widerstands daraus: von der Besetzung ĂŒber die Demo bis zur groĂen bunten Mahnwache mit Suppe fĂŒr alle.
Die Leinemasch ist besetzt! Das ist die zentrale Botschaft an diesem Tag. Durchaus erwartet nach der „Probebesetzung“ von Ende GelĂ€nde Ende Juli – aber nun eben echt. Mehrere BĂ€ume neben dem SĂŒdschnellweg sind nun bewohnt und damit nicht mehr „mal eben“ zu fĂ€llen. SpĂ€ter erklĂ€rt eine Sprecherin von Ende GelĂ€nde die Motivation der Besetzung: âHier in der Leinemasch zeigt sich beispielhaft, wie die Politik ihrer Verantwortung nicht gerecht wird. Dies liegt vor allem an der durchgehenden Verzahnung von Wirtschaft und Politik. Oder nennen wir es besser Lobbyismus und Korruption, denn auch der Ausbauplan stellt einmal mehr die Profite der Auto- und StraĂenbauindustrie ĂŒber das Wohl der Menschen. Die Fortsetzung dieser kapitalistischen Logik ist fatal. Deswegen fordern wir eine sozial- und klimagerechte MobilitĂ€tswende.â
Sie betont, dass die Aktivist:innen entschlossen sind, ihren Protest auch auf lĂ€ngere Zeit auszudehnen. „Mit der Besetzung haben wir uns fĂŒr die nĂ€chste Eskalationsstufe entschieden. Dabei bleiben wir friedlich, aber Ziviler Ungehorsam heiĂt eben auch, dass wir nicht freiwillig aufgeben werden.“
Auf der Pressekonferenz an der Mahnwache (Döhrener Maschpark, direkt am BezirkssportgelĂ€nde Döhren) nutzten Helene Grenzebach vom BĂŒndnis gegen den Ausbau des SĂŒdschnellwegs, Tabea Dammann als Sprecherin fĂŒr Fridays for Future Hannover und Julia Förster von Leinemasch BLEIBT die Gelegenheit, ihre SolidaritĂ€t mit den Aktivist:innen von Ende GelĂ€nde zu erklĂ€ren und breite UnterstĂŒtzung zuzusagen.
Mit der Besetzung haben wir uns fĂŒr die nĂ€chste Eskalationsstufe entschieden
Ende GelÀnde Hannover
Aufgeben ist keine Option
Sowohl in den Auftaktreden der Demo, die zuvor um 16 Uhr mit rund 800 sehr entschlossenen Menschen am Döhrener Turm startete und an der Besetzung vorbei fĂŒhrte, als auch in der anschlieĂenden Pressekonferenz war einer der zentralen Punkte, dass angesichts des absurden Plans, den SĂŒdschnellweg (B3, B6, B65) im Landschaftsschutzgebiet in Hannover zu verbreitern, Resignation keine Option sei. Grenzebach sagte: „Ich höre oft: ,Ach, das mit dem SĂŒdschnellweg ist doch schon durch, ihr habt keine Chance.‘ Aber das stimmt nicht!“ Sie verweist auf die Landtagswahlen und darauf, dass eine stabile Mehrheit gegen den Ausbau möglich ist. DafĂŒr dĂŒrften allerdings jetzt keine Fakten geschaffen werden. Förster spitzt es zu: „Ja, es gibt diesen langen, teuren und komplizierten Zettel mit einem Stempel drunter, aber wie wir sehen: hier stehen die BĂ€ume noch. Der Damm ist noch da. Es ist also nicht zu spĂ€t.“
Die Rednerinnen wiesen darauf hin, dass der Ausbauplan zugunsten von mehr Autoverkehr und zulasten der Leinemasch in komplettem Widerspruch zu gesetzlich verankerten Klimazielen und der notwendigen und beschlossenen MobilitĂ€tswende stehe. Dazu kĂ€men aktuell Kostenexplosionen, MaterialengpĂ€sse und eine Situation, in der Menschen zu Hause frieren mĂŒssten. „Dennoch hunderte Millionen Euro in eine unkalkulierbare Baustelle zu stecken, mit dem einzigen Ziel, Standstreifen an eine StraĂe zu bauen, ist irrational und völlig unangemessen“, so Grenzebach.
Wer ist verantwortlich? Was tun?
Dammann verwies darauf, dass hier einmal mehr eine inakzeptable „Verantwortungsverschiebung“ stattfinde. Weil Behörden und viele Politiker:innen sich noch immer weigerten, die Klimakatastrophe zur Kenntnis zu nehmen und ihr Handeln danach auszurichten, mĂŒssten wieder ĂŒberwiegend junge Menschen diese Verantwortung zwangslĂ€ufig auf sich nehmen, mit hohen persönlichen Kosten. „Das muss aufhören.“
Als offiziell und auch persönlich Verantwortliche aus Politik und Behörden, die in diesem Sinne den Wahnsinn stoppen könnten und mĂŒssten, nannte Förster explizit den NiedersĂ€chsischen Verkehrsminister Althusmann, den PrĂ€sident der LandesstraĂenbau-Behörde Oehlmann und MinisterprĂ€sident Weil.
Sie appellierte darĂŒber hinaus an alle, im „Team Zukunft“ mitzuspielen. Was ihrer Meinung nach bedeute: „Solidarisiert euch sichtbar, unterstĂŒtzt die Mahnwache, meldet euch im Wahlkampf zu Wort, tragt euch in den Rodungsalarm auf der Webseite leinemaschbleibt.de ein, um als Zeug:innen sofort vor Ort sein zu können, wenn trotz allem begonnen wĂŒrde, die Leinemasch zu roden.“
Mehr ĂŒber den Widerstand in der Leinemasch auf unserer Protestseite Leinemasch BLEIBT!