Baustelle der A21 bei Kiel blockiert

Klimaaktivist*innen Seilen sich von Brücke ab und besetzen Baufahrzeuge

Am frühen Morgen begaben sich circa 15 Menschen der TurboKlimaKampfGruppe Kiel (TKKG) auf die Baustelle der A21 bei Kirchbarkau bei Kiel. Sie erklommen mehrere Baufahrzeuge und seilten sich von einer Überführung ab, um ihre Forderungen für eine sozialgerechte Verkehrswende in die Tat um zu setzten. Sie fordern den Stopp des umstrittenen Ausbaus der B404 zur A21 samt Nebenstrecken und wollen ein Zeichen setzen gegen deutschlandweite Investitionen in Straßenbauprojekte. Die Bauarbeiten mussten daraufhin eingestellt werden.

„Diese Autobahn soll in Kiel enden, die Autos rasen in die Stadt und dann? Parkplatzmangel, verstopfte Straßen, schlechte Luft. Wie kann es sein, dass Politikerinnen weiterhin in solche zukunftsunfähigen Projekte investieren, und dafür unsere Grünflächen, Kleingärten und Sportplätze abreißen?!“, sagt die Aktivistin Emma.

Die jetzige Bundesstraße (B404) soll zur Autobahn (A21) ausgebaut werden. Zum einen wären das schon jetzt überlastete Barkauerkreuz, sowie der Theodor-Heuss-Ring mit weiteren Autos konfrontiert. Zum anderen müssten Nebenstraßen gebaut werden, für Fahrzeuge, die nicht auf der Autobahn fahren dürfen. Dazu gehören auch beispielsweise viele Linienbusse, was den ÖPNV sogar verschlechtern würde, Für den Ausbau müssten die umliegenden Kleingärten, Teile des Grüngürtels und dessen Wanderwege entfernt werden. Dies hätte einen negativen Einfluss auf das Leben von Tieren und Menschen. Laut einer Studie vom NDR kamen 2022 3.000 Menschen durch Luftverschmutzung in Schleswig Holstein ums Leben. Dazu kommen 79.161 Verkehrsunfälle mit 89 Todesopfern (Verkehrsbericht SH 2022).

Ulf von TKKG sieht da einen größeren Zusammenhang: „Statt die Probleme im Verkehrssektor anzugehen wird weiter aufs Auto als Hauptfortbewegungsmittel gesetzt. Wir brauchen nicht mehr Straßen für mehr Autos sondern einen radikalen Wandel hin zu flächendeckend kostenfreien ÖPNV! Nur so kann Verkehr sozial, gerecht und ökologisch funktionieren!“

Das Fernstraßennetz in Deutschland ist das dichteste in Europa. Über 50.000km Autobahn und Bundesstraßen durchziehen bereits das Land, gleichzeitig werden weitere Straßenbauprojekte voran getrieben. So zum Beispiel die A49 in Hessen, die A20 von Mecklenburg-Vorpommern über Schleswig-Holstein nach Niedersachsen, die A39 Richtung Lüneburg oder hier die A21 bei Kiel. Immer wieder regt sich Protest gegen die Großprojekte. Die A49 führt durch den Dannenröder Forst und damit direkt durch ein wichtiges Grundwasserreservoir. Aktivist*innen besetzten den Wald um die Bauarbeiten zu stoppen. 2020 wurde die Besetzung geräumt und der Wald gerodet.

Außerdem sind ein Viertel der CO2 Emissionen auf den Verkehrssektor zurückzuführen. Laut Bundesumweltamt hat Deutschland 2023 674 Millionen Tonnen CO2 ausgestoßen. Die Sektorklimaziele werden jedes Jahr verfehlt.

„Europa gehört historisch zu den Hauptverursachern der Klimakrise. Autofahren trägt einen erheblichen Teil dazu bei. Straßenbau und Verkehr verbrauchen unglaublich viele Rohstoffe! Von Emissionen müssen wir ja wohl nicht mehr reden. Ich möchte mich nicht weiter schuldig machen, deshalb bin ich hier“, sagt Nana während der Blockade.

Der Ausbau der B404 zur A21 ist schon lange umstritten und sorgte auch zuletzt für große Unstimmigkeiten. Der Bedarf für die Autobahn wurde bereits in den 70er Jahren angemeldet, beruht also auf veralteten Plänen. Dennoch läuft der Ausbau der Strecke nach einer Machbarkeitsstudie der Stadt Kiel von 2016 unter vordringlichem Bedarf.

Die Aktivist*innen fordern den sofortigen Baustopp der A21 sowie eine Verkehrswende mit weniger motorisiertem Individualverkehr und dafür einem gut ausgebautem Fahrradstraßennetz, ÖPNV zum Nulltarif, dem Rückbau von Parkplätzen und Autostraßen​​​​​​​. „Wir wünschen uns eine Verkehrsplanung, die nicht nur Privilegierte, sondern alle mitdenkt – Junge, Alte, Arme, Mobilitätseingeschränkte – denn Mobilität ist eine Voraussetzung zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.“

Ebenso als Protest gegen den Ausbau, gibt es am Ende der Woche, Sonntag den 16. März, eine Fahrraddemo vom Grüngürtelbündins Kiel. Diese startet um 14:00 Uhr am Hauptbahnhof Kiel. Am selben Tag findet außerdem in Lüneburg eine Demo gegen den weiteren Ausbau der A39 statt.

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