Disrupt Sehring: Aktivist:innen sabotieren umstrittene Kiesfirma am Langener Bannwald

Vergangenen Samstag, den 3.2.24, haben dutzende Klimaaktivist*innen das Kieswerk bei Langen nahe Frankfurt sabotiert. Mit ihrer Aktion stellen sie sich der anhaltenden Klimazerstörung des Betreibers Sehring aktiv entgegen.

Die Bau- und GebĂ€udebranche verursacht 38 % aller weltweiten Treibhausgasemissionen, insbesondere durch den klimaschĂ€dlichen Baustoff Beton. Damit ist der in Langen abgebaute Kies als Hauptbestandteil von Beton der Antreiber einer Bauindustrie ohne Maß und ohne soziales oder ökologisches Gewissen.

Bei ihrer Aktion verschafften sich die Aktivist*innen Zugang zum GelĂ€nde, schnitten die FörderbĂ€nder durch und beschĂ€digten einige Maschinen. Lisa MĂŒller erklĂ€rt dazu: „Wir mĂŒssen der ökologischen und sozialen Zerstörung der Bauindustrie schnell und wirksam dort begegnen, wo sie passiert. Das bedeutet fĂŒr uns die profitorientierte Produktion direkt zu sabotieren. Denn diese treibt nicht nur die Klimakrise mit dem dreckigen Baustoff Beton unaufhaltsam weiter an. Sie sorgt durch Abriss statt Sarnierung und Bau von Bonzenwohnungen fĂŒr VerdrĂ€ngung und menschenfeindliche, zubetonierte StĂ€dte.“ Beispielsweise entstehen deutschlandweit jĂ€hrlich 200 Millionen Tonnen BauabfĂ€lle bei Abriss und Aushub – das entspricht der HĂ€lfte des deutschen MĂŒllaufkommens. Gleichzeitig werden in Deutschland jedes Jahr 517 Millionen Tonnen an Rohstoffen wie Kalk, Kies und Sand neu verbaut.

Das Unternehmen Sehring sticht außerdem in eine alte Wunde in Frankfurt und Region: Als Hauptzulieferer fĂŒr den Neubau des Flughafenterminals 3 befeuert Sehring den langjĂ€hrigen Konflikt um LĂ€rmschutz, Luftverschmutzung und Waldzerstörung rund um den Frankfurter Flughafen. Özge Cidem dazu: „Sehring macht Zerstörung aus „Tradition“ und ist seit 1968 am Flughafenausbau beteiligt. Menschen vor Ort sind Sehring dabei genauso egal wie die Natur: FĂŒr den Kiesabbau wurden bisher 30,2 Hektar Wald gerodet, fast genauso viel soll noch zerstört werden. Und das, wĂ€hrend z.B. im Frankfurter Stadtwald 98,5 % aller BĂ€ume krank sind.“ Auch Recherchen des BUND zeigen: Zerstörung zieht sich als rote Linie durch die Unternehmenspolitik. Laut BUND erfĂŒllt Sehring die Wiederaufforstungs-Auflagen nicht und trĂ€gt damit aktiv zum Verlust des Waldes und der BiodiversitĂ€t bei.

FĂŒr uns ist klar: Wir mĂŒssen es selber machen. Wir zerstören was uns zerstört und wir bauen auf, was uns aufbaut.

Am Flughafen Frankfurt zeigt sich auch die Kurzsichtigkeit und Menschenfeindlichkeit von Bauindustrie und profitorientierter Wirtschaft: Terminal 3 soll das alte Terminal 1 ablösen, um weiter als Schaltstelle einer Überflussproduktion globaler Lieferkette und wichtiger Abschiebeflughafen dienen zu können. Die Klimaaktivist*innen betonen, dass es ein radikales Umdenken in der Baubranche, Wirtschaft und Politik braucht. Kim GrĂŒnholt sagt dazu: „Unsere Aktion reiht sich ein in die Proteste gegen die Startbahn West, den Widerstand in LĂŒtzerath und KĂ€mpfe von Aktivist*innen auf der ganzen Welt fĂŒr ein gutes Leben fĂŒr alle. Deshalb leisten wir Widerstand gegen die industriellen Prozesse und die Politik, die uns die Misere aus ökologischer und sozialer Krise erst gebracht haben. Wir wissen, dass eine andere Art des Zusammenlebens möglich ist. FĂŒr uns ist klar: Wir mĂŒssen es selber machen. Wir zerstören was uns zerstört und wir bauen auf, was uns aufbaut.“


Lokale Umweltinitativen protestieren schon seit Jahren gegen das Kieswerk, dass sich stĂŒck fĂŒr StĂŒck durch den geschĂŒtzten Langener Bannwald frisst. Mehr dazu auf unserer Protestseite Wald statt Kies: Rettet den Langener Bannwald!

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