Heibo bleibt! Wald statt Kies
Der Wald Heidebogen (Heibo) ist ein wertvolles und sensibles Ökosystem in der Laußnitzer Heide bei Dresden. Die Moore, Natur- und Vogelschutzgebiete und Kiesvorkommen regulieren das hydrologische Gesamtgefüge der Gegend. Doch der Heibo und daran angrenzende wertvolle und seltene Ökosysteme sollen für die Erweiterung von Sand- und Kiesabbaufelder zerstört werden.
Dagegen protestiert eine breit aufgestellte Bürger:innen-Initiative.
Die Besetzung
Im September 2021 wurde der Wald von Aktvist:innen besetzt. Sie stellten sich gegen den Kiesabbau und Extraktivismus und verknüpften ihren Protest mit kapitalismuskritischen Forderungen nach Klimagerechtigkeit und einer Bau- sowie Mobilitätswende.
Im Februar 2023 wurde die Waldbesetzung „Heibo bleibt!“ von einem großen Polizeiaufgebot gewaltvoll geräumt. Nach der Räumung wurden 7,5 ha Wald für die Erweiterung der Kiesgrube Ottendorf-Okrilla gerodet. Aktuell mahlen die Mühlen der Repression – Bußgeldbescheide und Prozesskosten der Besetzer:innen müssen getragen werden.
Bildquelle: @ti_mo.ti
Warum der Protest?
Die wachsenden Sand- und Kiesabbaufelder in der Radeburg-Laußnitzer Heide bedrohen wertvolle Naturflächen im Umfang von 900 Hektar. Diese Fläche bildet gleichzeitig das Wassereinzugsgebiet für unter naturschutzstehende Moore und Waldmoore. Durch den Kiesabbau wird sich die Grundwasserneubildung drastisch reduzieren. Dies bedeutet die Moore fallen trocken. Zusätzlich werden die Kiesgruben teilweise mit Bauschutt verfüllt. Dadurch gelangen Nährstoffe und Salze ins Moor, was zur langfristigen Zerstörung der Moore führt.
Klimakriese und Kies
Mit der Zerstörung der Moore und Waldmoore in der Radeburg-Laußnitzer Heide durch den Kiessandtagebau werden nicht nur seltene Ökosysteme zerstört. Moore besitzen darüber hinaus in Zeiten des Klimawandels noch eine wichtige Rolle als natürlicher CO2-Speicher. Die Zerstörung der Moorökosysteme verursacht die Freisetzung des gespeicherten CO2´s.
Oft wird gesagt, dass der Kiesabbau notwendig ist, weil Kies und Sand die wichtigsten Rohstoffe für den Bau von Gebäuden, Straßen und anderer Infrastruktur sind. Doch der Bausektor erzeugt riesige Mengen von nicht verwertbarem Abfall und ist einer der CO2-intensivsten Sektoren überhaupt. Nach einer Studie der UN von 2020 ist die Bauindustrie inzwischen für 10 % der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich – das ist deutlich mehr als der weltweite Flugverkehr.2 Ein Einfaches „Wir brauchen das eben“, ist somit moralisch schwer tragbar. Folglich muss sich etwas ändern daran, wie und was wir neu bauen und wie wir die Räume, die bereits gebaut sind, nutzen.
Brauchen wir wirklich mehr Luxusapartments und einen Autobahnausbau in Sachsen, um hier ein glückliches Leben zu führen? Viele Menschen leben auf viel mehr Fläche als sie eigentlich brauchen und nutzen, Häuser stehen leer während Menschen obdachlos werden. Das Teilen von Räumen und Flächen, die Nutzung von leerstehendem Wohnraum oder gemeinschaftliche Wohnprojekte können für viele Menschen eine gute Möglichkeit sein schon bestehende Wohnflächen besser zu nutzen.
Für die Projekte, die wir uns als Gesellschaft leisten wollen, sollte die Wiederverwendung von Materialen schon beim Bau mitbedacht werden. Es gibt außerdem viele alternative Bauweisen, beispielsweise mit nachwachsenden Baustoffen, die wir erproben und weiterentwickeln könnten.
Keine Symptombekämpfung – Globale Gerechtigkeit jetzt!
Als Besetzung wollen wir aber nicht isoliert Umwelt- und Klimaschutz betreiben, sondern auf die Gründe aufmerksam machen, warum unsere Gesellschaft Natur zerstört und so viel Ungerechtigkeit produziert. Das Wirtschaftssystem unserer Gesellschaft baut auf Wachstum als Lösung aller Probleme auf. Aber das kapitalistische System führt zu einem zerstörerischen Ressourcenverbrauch und befeuert die Klimakrise.4 Deshalb müssen wir das politische Mantra des Wachstums durchbrechen und neue Wege gehen, wie wir gerechter wirtschaften und miteinander leben können und wollen. Wir müssen neue Fragen stellen und kreative Antworten finden: Was brauchen wir eigentlich an materiellem Wohlstand, um ein glückliches Leben führen zu können? Wie kann dieser Wohlstand global gerecht verteilt werden? Wie schaffen wir es die Ressourcengrenzen unseres Planeten dabei nicht zu überschreiten?
Es geht uns also nicht darum, die Naturzerstörung hier vor Ort zu verhindern nur damit sie dann in Polen oder im Globalen Süden stattfindet. Wir brauchen einen gesamtgesellschaftlichen Wandel, um die Naturzerstörung auf diesem Planeten zu reduzieren. Dabei müssen wir uns kritisch mit unserem kolonialen Erbe auseinandersetzen und in Solidarität mit den Menschen im Globalen Süden für die gerechte Verteilung von Ressourcen kämpfen.
Utopie leben
Das Wirtschaftssystem, in dem wir leben, schadet uns und fördert Ungleichheit. Der Heibo ist aber nicht nur ein Ort des Protestes gegen globale Umweltzerstörung, sondern auch ein Freiraum, in dem wir darüber nachdenken und aushandeln können, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen. Wir brauchen eine intakte Natur, zu der wir uns zugehörig fühlen, weil wir wissen, dass wir ohne sie nicht überleben können. Aber wir brauchen auch eine Gesellschaft, in der Menschen sich frei entfalten können, und unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer Hautfarbe oder dem Ort ihrer Geburt dieselben Chancen auf ein gutes und selbstbestimmtes Leben haben. Wir wünschen uns ein Zusammenleben, in dem sich die Menschen solidarisch verhalten und nicht in einer ständigen kapitalistischen Konkurrenz zueinander stehen. Im Heibo wurde von 2021 bis 2023 ein Raum geschaffen, in dem wir unsere Utopie gemeinsam leben konnten.
- Website heibo.noblogs.org
- Twitter: @heibo_bleibt
- Instagram: heibo_bleibt
- Mail: heibo@systemli.org
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Spendenkonto
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