Redebeitrag von Wald statt Asphalt bei der Pressekonferenz am 25.10.22 im Fechenheimer Wald

Redebeitrag von Wald statt Asphalt bei der Pressekonferenz am 25.10.22 im Fechenheimer Wald

Wer von Euch hat schon von der Idee eines Autobahn-Kindergartens gehört? Keins?

NatĂŒrlich nicht! Autobahn-Kindergarten? Eine vollkommene absurde Idee!

Warum?

Autobahnen sind laut, verpesten die Luft, sind hĂ€sslich, zerstörerisch und verdammt gefĂ€hrlich. Sie sind Orte des Todes fĂŒr Menschen und Tiere. FĂŒr jede Autobahn wurden zahllose Pflanzen und BĂ€ume geopfert.

Nein, es gibt keine Autobahn-KindergÀrten, doch es gibt zahllose WaldkindergÀrten.
Ich habe zwei Jahre lang in einem Waldkindergarten gearbeitet, fĂŒr mich der schönste Arbeitsplatz, den ich je hatte.

Ja, es scheint uns ganz natĂŒrlich mit Kindern in den Wald zu gehen. Jeder Mensch erlebt im Wald wie wir aufatmen, sich unser Nervensystem beruhigt, wir uns irgendwie vertraut und zu Hause fĂŒhlen. Wir können so viel vom Wald lernen, auch als Vorbild fĂŒr unser menschliches Zusammenleben, wenn wir nur daran denken wie harmonisch der Wald voller verschiedenster Lebewesen zusammenwirkt und vernetzt ist.

Ich lade alle Eltern aus Frankfurt und Umgebung ein: Kommt mit euren Kindern in den Wald und zeigt ihnen diesen Schatz. Ebenso lade ich euch Erzieher*innen und Lehrer*innen ein: Kommt mit euren Gruppen und Klassen.

Und sagt den Kindern: „Wir werden uns dafĂŒr einsetzen, dass ihr Kinder diesen Wald auch morgen noch besuchen könnt. Und in einem Jahr, in 10 Jahren, und mit euren Kindern und Enkeln.“

Ich arbeite seit einigen Monaten bei dem BĂŒndnis Wald statt Asphalt mit.
Das BĂŒndnis grĂŒndete sich ursprĂŒnglich um die Proteste gegen die A49 und um den Erhalt des Dannenröder Waldes zu unterstĂŒtzen.

Heute fördern wir Austausch und Vernetzung der vielfÀltigen Akteur*innen der Klimagerechtigkeitsbewegung.

Gemeinsam stellen wir uns gegen die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen durch die fortschreitende Versiegelung natĂŒrlicher FlĂ€chen. Wir brauchen Land, Acker und Wald statt Asphalt, um die MobilitĂ€tswende und eine klimagerechte Welt fĂŒr Alle zu erreichen.

FĂŒr was setzen wir uns momentan ein? Was gilt es zu schĂŒtzen?

Das AktionsbĂŒndnis Langener Bannwald stellt sich dem Kiesabbau in den Weg, um 67 Hektar Wald um den sĂŒdhessischen Langener Waldsee zu schĂŒtzen.

Eine weitere Waldbesetzung in der NĂ€he von Dresden, der Heibo Bleibt-Protest, setzt auch alles daran den Kiesabbau zu stoppen. Heibo steht fĂŒr Heidebogen, der Name des bedrohten Waldes bei Ottendorf Okrilla und WĂŒrschnitz.

Der Altdorfer Wald ist das grĂ¶ĂŸte zusammenhĂ€ngende Waldgebiet in Oberschwaben. Eine Waldbesetzung versucht auch hier die Zerstörung des Waldes fĂŒr Kiesabbau zu verhindern.

Weiter möchte ich den Wilden Wald bei Hamburg-Wilhelmsburg erwĂ€hnen, Waldi45 bei OsnabrĂŒck, die Waldbesetzung Eichi Bleibt, die einen Eichenwald an der Ulmer Uniklinik verteidigt, den Leinemasch Bleibt-Protest in Hannover, LĂŒtzerath, Moni Bleibt in Seehausen, Lobau Bleibt in Wien, die ZAD Geissberg in der Schweiz, und MĂŒllhausen, um nur einige zu nennen. 

Es geht hier um eine große vernetzte Bewegung!

Ich betone, dass sich der Einsatz jedes Menschen hier im Fechenheimer Wald und in anderen Protesten lohnt, auch wenn der Fecher und andere Orte gerÀumt werden sollten.

Jeder Einsatz stÀrkt die Klimagerechtigkeitsbewegung und macht die Zerstörung von Natur teurer und unattraktiver.

An dieser Stelle ein großes Danke an euch alle von der Presse, dass ihr heute hier seid.

Ein Danke verbunden mit einem Aufruf: Bitte kommt auch im Falle einer RĂ€umung hierher bezeugt, berichtet, fotografiert, filmt und dokumentiert.

Das ist wichtig fĂŒr die Öffentlichkeit und genauso wichtig fĂŒr die Sicherheit der Besetzis und anderer Menschen, die sich wĂ€hren einer möglichen RĂ€umung im Wald aufhalten.

Es hat bei RĂ€umungen in der Vergangenheit Schwerverletzte gegeben.

Jeder Mensch hat das Recht, gewaltfrei behandelt zu werden.

Lasst uns alles dafĂŒr tun, dass hier alle Menschen körperlich und seelisch unversehrt rauskommen.

DafĂŒr brauchen wir im Falle einer RĂ€umung Menschen, die sich als kirchliche Beobachter*innen hier aufhalten. Das kann jedes, das zu einer Kirche Kontakt aufnimmt, werden.

Wir brauchen parlamentarische Beobachter*innen. Wir brauchen KĂŒnstler*innen, die das, was wir nicht in Worte fassen oder logisch verstehen können, durch Kunst erfahrbar machen.

Wir brauchen Musiker*innen, die die Stimmung aufhellen und motivieren, Psycholog*innen, RechtsanwĂ€lt*innen, Menschen, die Essen bringen und Fahrdienste ĂŒbernehmen, Demo-SanitĂ€ter*innen und Menschen, die einfach da sind.

Am Ende dieses Beitrages möchte ich klarstellen, dass unsere Feinde nicht die Politiker*innen sind oder die Polizei.

Wir kÀmpfen nicht gegen Menschen sondern gegen Gewalt, Wegschauen, Zerstörung, Macht- und Profitgier.

Lasst uns gemeinsam Schritte gehen in Richtung einer friedlichen, solidarischen, lebenswerten Welt mit Wald statt Asphalt.

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