„Straftaten“ und Polizeieinsätze im Dieti – Waldbesetzer*innen beziehen Stellung

In den letzten Wochen kam es in Freiburg vermehrt zu Polizeieinsätzen rund um das ans Rieselfeld angrenzende Waldgebiet. Dort stellen sich seid über drei Jahren Umweltaktivist*innen aus ganz Europa gegen die drohende Rodung für den neuen Stadtteil „Dietenbach“.

In der aktuellen Rodungssaison plant die Stadt, insgesamt 40.000 Quadratmeter Wald für Infrastruktur und Stadtvillen artige, Profit versprechende „town houses“ des geplanten Stadtteil Dietenbach zu roden. Die Rodungen betreffen das Langmattenwäldchen und weitere Waldgebiete, daher wird das Gebiet von Rodungsgegner*innen liebevoll „Dieti“ genannt.

„In den letzten Wochen haben sich die Anzeichen verdichtet, dass es in dieser Rodungssaison zu einer Räumung unserer geliebten Waldbesetzung kommen könnte. Es kam vermehrt zu Polizeikontrollen im Rieselfeld und zu Einsätzen im und am Wald. Dabei möchte ich betonen, dass es in unserer Besetzung keine hierarchischen Strukturen gibt, weshalb ich nicht für die Aktionen meiner Mitstreiter*innen sprechen kann. Trotzdem möchte ich erwähnen, dass es in letzter Zeit vermehrt zu Aktionen, die sich gegen die Zerstörung unserer Zukunft richten, kam.“, so Amelie Neumann (18), Aktivistin in der Besetzung.

Paul Lange ergänzt: „Die Rodung dieses Waldes und die Flächenversiegelung sind alles andere als verhältnismäßig, mit Blick auf die Bedrohungen durch die Klimakrise. Schon jetzt sterben Menschen an Klimakatastrophe in in anderen Teilen der Welt, und wir müssen Verantwortung tragen und das Schlimmste verhindern. Wir sind mitten in der Klimakrise. Stadtplanung die einen gesunden Mischwald, der noch dazu nicht forstwirtschaftlich genutzt wird und Lebensraum für 14 bedrohte Tierarten ist, vernichtet ist irre.“

Am 11. Oktober veröffentlichte die Badische Zeitung einen Artikel, der den Protest der Besetzer*innen zu Vandalismus um deutet.

„Es ist extrem einseitig! Hier wird nicht mit, sondern über uns gesprochen. Von seriösen Zeitungen erwarten wir, dass sie die Geschehnisse von allen Perspektiven betrachten, wir wurden jedoch nicht von der Badischen Zeitung kontaktiert.“ meint Sophia Rudolf.

Mit Schlagworten wie ‚Vandalismus‘ wird unser Protest delegitimiert und eine Stimmung geschaffen, die eine Räumung begrüßt

Der Artikel zeigt mittig platziert ein großes Bild mit einem Haufen aus Planen und Rohren, die den Weg in den Wald blockieren. „Das war das Ergebnis davon, dass wir uns vor einem wütenden Bauarbeiter schützen wollten, im Bagger auf uns zu zu fahren. Normalerweise bauen wir unsere Barrikaden mit durchweg, um sicherzustellen, dass sie mit ihren Lastenrädern durchfahren können.“ stellt Rudolf klar. Dies passierte am 8. Oktober. Am Vortag, den 7. Oktober hätten Bauarbeitende an der gleichen Stelle einen Erdwall ohne Durchlass aufgeschüttet, der dann von Besetzer*innen weg geschaufelt wurde, um Eltern den Durchgang zum Kindergarten zu ermöglichen. „Aber Presse und Polizei weiß natürlich immer direkt, wer die Schuldigen sind“, so Rudolf resigniert.

Der Artikel enthielt unter anderem die Behauptung, Aktivist*innen hätten ein Wespennest gezielt platziert, wodurch ein Bauarbeiter verletzt – von einer Wespe gestochen wurde: „Das ist völlig absurd! Dazu haben wir weder das Interesse, noch die Schutzausrüstung“ so Sophia Rudolf „Insgesamt scheint die Badische Zeitung politisch motivierten Journalismus zu betreiben. Mit Schlagworten wie ‚Vandalismus‘ wird unser Protest delegitimiert und eine Stimmung in der Stadtgesellschaft geschaffen, die eine Räumung begrüßt. Mit guter Berichterstattung hat das nicht zu tun.“

Wegen des erwähnten Wespenstiches kam es zu einem Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung, von dem sich die Waldbesetzer*innen entschieden distanzieren.

Auch betonen sie, dass die Polizeieinsätze am Wald extrem unverhältnismäßig seien. So hätten Polizist*innen bei Einsätzen vermehrt Hunde mitgebracht um die Aktivist*innen abzuschrecken.

Am Freitag, den 25.10.24 kam es in den frühen Morgenstunden erneut zu einem Polizeieinsatz. Marlene Klamp (17) berichtet:
„Ich bin am Freitag Morgen, gegen 8 Uhr im Baumhaus durch laute Geräusche aufgewacht. Ein Blick nach draußen verriet mir, dass gerade vor dem Wald auf dem Feld eine Polizeieinsatz läuft. Mit mehreren Menschen sind wir zu den Arbeiter*innen hin gegangen um zu fragen, was sie machen. Darauf bekamen wir keine Antwort. Es stellte sich heraus, dass ein Gebüsch und Baumstümpfe abgefräst wurden. Die Arbeiter*innen arbeiteten mit Polizeischutz. Als die Polizisten uns bemerkten forderten sie direkt Verstärkung an. Es kamen dann zwei weitere Streifenwagen durch den Wald zur Mahnwache vom Aktionsbündnis ‚Hände weg vom Dietenbachwald‘ gefahren. Die sechs Beamten liefen um den Wald, machten Fotos und schauten sich um. Zusätzlich kamen noch drei Beamte der Kriminalpolizei zur Verstärkung für die Polizist*innen vor Ort. Für uns war unklar, wie wir die Situation deuten sollten. Später konnten wir mit den Bauarbeiter*innen am Mundenhofer Weg ins Gespräch kommen. Diese teilten uns mit die Polizei sei wegen einer Störaktion gerufen worden. Gegen 10 Uhr hat die Polizei das Gebiet um den Wald verlassen.“

Die Aktivist*innen stellen Klar: „Wir sind vorbereitet. Wir werden diesen Wald nicht verlassen. Und wir werden bis zum letzten Baum widerständig sein und den Wald, die Natur und unsere Zukunft verteidigen!“


Mehr über den Protest im Dietenbachwald erfahrt ihr hier: Dieti bleibt!

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