Initiativen fordern: Bundesverkehrswegeplan stoppen!

Der Verkehrssektor braucht jetzt ein Sofortprogramm, dass sich an die 1,5 Grad-Grenze hĂ€lt und das Artensterben nicht weiter eskalieren lĂ€sst. Mit dem aktuellen Bundesverkehrswegeplan ist das nicht möglich, denn er enthĂ€lt ĂŒber 800KM neue Autobahnen und tausende Kilometer Bundesstraßen. Das wĂ€ren unzĂ€hlige in Asphalt gegossenene Kilometer mitten in die Klimakrise!

Was ist der Bundesverkehrswegeplan?

Der Bundesverkehrswegeplan ist ein bundesweiter Rahmenplan, der den Aus- und Neubau im Verkehssektor regelt. Der Plan bezieht sich auf die Infrastruktur von Straßen, Schienen und Wasserwegen. Er wird im Abstand von 10 – 15 Jahren vom BMVI (Bundesministerium fĂŒr Verkehr und digitale Infrastruktur) ausgearbeitet. Der Bundesverkehrswegeplan schafft die Grundlage fĂŒr konkretisierende Ausbaugesetze, die wiederum in projektspezifischen und verbindlichen Planfeststellungsverfahren mĂŒnden. Der aktuelle „Bundesverkehrswegeplan 2030“ hat ein Gesamtvolumen von ca. 270 Milliarden Euro, wurde am 3. August 2016 beschlossen und gilt bis 2030.

Welches Ziel hat der Bundesverkehrswegeplan 2030?

Der Bundesvekehrswegeplan setzt sich zum Ziel die aktuellen und prognostizierten EngpĂ€sse im Verkehr zu lösen. Der Plan geht dabei von einem Anstieg des motorisierten Verkehrs aus und wĂ€hlt ĂŒberwiegend das wirtschaftlichste Szenario..

TatsĂ€chlich aber mĂŒsste das Ziel des Bundesverkehrswegeplan sein, bis 2030 das Verkehrsnetz zu transformieren. Er muss sich an die Vorgaben des Klimaschutzgesetzes fĂŒr den Verkehr, also mind. Halbierung der Emissionen bis 2030 und der Einhaltung des Emissionsbudgets des Pariser Klimaabkommens halten und trotzdem MobilitĂ€t fĂŒr alle schaffen. Der logische Fokus wĂ€re Verkehrsverlagerung und Verkehrsvermeidung.

Was beinhaltet der Verkehrswegeplan?

Neben diversen Erhaltungs- und Erneuerungsprojekten, dem Ausbau von Schienen und zu einem kleinem Teil auch Wasserstraßen, enthĂ€lt der Bundesverkehrswegeplan ca. 1000 Straßenbauprojekte. Zu ihnen gehören unter anderem, die vom BUND so betiteln „Dusseligen  Dutzend„.

Einige gravierende Beispiele sind dabei: Die so genannte „KĂŒstenautobahn“ A20, die in Niedersachsen und Schleswig-Holstein 200 km durch WĂ€lder, Wiesen, Marschlandschaften und Moore fĂŒhren soll. Moore sind die grĂ¶ĂŸten CO2-Senken der Welt, allein fĂŒr die ersten zwei Bauabschnitte (Westerstede und Schwei) wĂŒrden durch Trockenlegung ca. 450.000 Tonnen CO2 freigesetzt. Die A14 von Magdeburg in Richtung Schwerin und die A39 zwischen Wolfsburg und LĂŒneburg sollen das letzte Autobahn-freie Gebiet in Deutschland und zahlreiche EU-Schutzgebiete zerschneiden. FĂŒr die teuersten geplanten Autobahnkilometer, die Berliner Stadtautobahn A100 sollen nicht nur wichtige Wohn- und LebensrĂ€ume zerstört sondern auch bereits bestehende Wohnungen enteignet werden. Außerdem die A49, der sogenannte „LĂŒckenschluss“ fĂŒhrt bei Marbug durch mehrere geschĂŒtzte WĂ€lder sowie ein Trinkwasserschutzgebiet. Dort wurde der Protest gegen die Rodungen im letzten Jahr als der „Danni“ bekannt und hat gezeigt wie mitten in der Klimakrise Autobahnen mit Bauzaun, Stacheldraht und bis zu 2.000 Polizist:innen am Tag, erzwungen werden.

Wie geht es weiter?

Der Bundesverkehrswegeplan muss nach fĂŒnf Jahren turnusmĂ€ĂŸig Anfang 2022 ĂŒberprĂŒft werden. Hierbei steht eine strategische UmweltprĂŒfung an. Dabei mĂŒssen alle Umwelt- und Klimawirkungen erfasst werden. Das heißt z.B. Treibhausgasemissionen (durch Ausbau, Optimierung und KapazitĂ€tssteigerung der Fernstraßen-, Schienen- und Wasserstraßennetze und Eingriffe in WĂ€lder und andere Kohlenstoffsenken) mĂŒssen volstĂ€ndig ermittelt werden. Dies ist bisher unzureichend geschehen, genauo so wie die Ermittlung, Beschreibung und Bewertung von Netzalternativen.

Es muss darĂŒber hinaus eine Neubewertung aller EinzelplĂ€ne mit Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen geschehen, die alle Umweltkosten angemessen berĂŒcksichtigen. Außerdem sind wirksame Öffentlichkeitsbeteiligung (verbindliche Einbeziehung von Umwelt-, Klima- und Verkehrsinitiativen und reale BĂŒrger:innenbeteiligung aus der betroffenen Umgebung) dringend erforderlich.

Unsere Forderung

Aus diesem Grund fordern mehrere Initiativen nun ein Moratorium des Bundesverkehrswegeplans. Das BĂŒndnis Wald statt Asphalt schließt sich der Forderung an:

Moratorium zum Bundesverkehrswegeplan (BVWP) 2030
Der „Bundesverkehrswegeplan 2030“ (BVWP) verstĂ¶ĂŸt gegen das Pariser Klimaschutzabkommen (1,5-Grad-Limit), gegen Artikel 20a des Grundgesetzes sowie gegen § 13, Absatz 1 des Klimaschutzgesetzes. Er bricht das Völkerrecht und die Verfassung. So stellt es ein Rechtsgutachten des BUND und das jĂŒngste Urteil des Bundesverfassungsgericht zur Frage des Klimaschutzes klar.

Der BVWP samt dem „Methodenhandbuch zum BVWP“ zementiert wortwörtlich ein gescheitertes MobilitĂ€tskonzept des letzten Jahrhunderts fĂŒr die Menschen, die kĂŒnftig unser Land bewohnen werden. Durch seine Verwirklichung wĂŒrde der PKW- und GĂŒterverkehr auf der Straße zunehmen, weitere GrĂŒnflĂ€chen, WĂ€lder und Wohnraum in StĂ€dten  vernichtet und immer weitere FlĂ€chen versiegelt werden. Das ist nicht zu verantworten und wĂŒrde letztlich ein Beitrag zu riesigen volkswirtschaftlichen SchĂ€den durch klimakrisenbedingte Naturkatastrophen sein.

Aus diesem Grund muss der BVWP sofort ausgesetzt werden (Moratorium).

Es darf kein weiterer Kilometer Autobahn oder Fernstraße gebaut werden, bevor es nicht einen BVWP gibt, dessen Klima- und Naturschutztauglichkeit sowie seine positive Funktion fĂŒr eine umfassende Verkehrswende im Konsens mit allen wichtigen Umweltschutz- und Verkehrsinitiativen und -verbĂ€nden erstellt worden ist.

Die gemeinsame Forderung wird von folgenden Initiativen unterstĂŒtzt:

  • AktionsbĂŒndnis A100 stoppen
  • autofrei leben! e.V.
  • BĂŒndnis Verkehrsinitiativen
  • BI Baumschutz Braunschweig
  • BI Heimat 2030
  • BI stoppt 445
  • BI Pro Wald
  • Danni lebt AG
  • Extinction Rebellion Hannover
  • Fridays for Future Miesbach
  • Kolibri-Kollektiv Mainz
  • Lebenslaute Hessen
  • MobilitĂ€tswendeJetzt
  • NaturFreunde Deutschland
  • NaturFreunde Sachsen-Anhalt
  • NLK – Netzwerk Leverkusen-Köln e.V.
  • Parents 4 Future
  • Partei DIE FRAUEN
  • Reiterinnen und Reiter fĂŒr den Frieden
  • United for Bundestag
  • BĂŒndnis Wald statt Asphalt
  • Workers for Future OG WiMz
  • WurzelGrĂŒn (Basisinititaive Hessischer GrĂŒner)

Wenn Ihr den Aufruf mit Eurer Gruppe unterstĂŒtzen möchtet, schreibt uns gerne eine Mail.

Quellen

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