Autobahnen, Planungsbeschleunigung, Klimakrise: Was das Ergebnis des Koalitionsausschuss fĂŒr die Verkehrswende bedeutet

Die „Fortschrittsregierung“ hat mal wieder RĂŒckschritte geliefert. Statt sich fĂŒr Klimagerechtigkeit einzusetzen und eine zukunftsfĂ€hige Verkehrswende einzuleiten, setzt sie auf den Bau neuer Autobahnen – und dieser soll nun auch noch beschleunigt werden.

Grundlage bildet der aktuelle Bundesverkehrswegeplan (BVWP) 2030. BVWPs werden mit einem Zeithorizont von 10 – 15 Jahren verabschiedet. In der Regel soll alle 5 Jahre ĂŒberprĂŒft werden, ob die „BedarfsplĂ€ne“ aus dem BVWP an die Verkehrsentwicklung anzupassen sind. Die Ergebnisse einer solchen ÜberprĂŒfung haben nicht zwingend eine Auswirkung, aber die Bundesregierung kann dies zur Grundlage einer Überarbeitung machen.

Im Koalitionsvertrag steht, dass ein neuer BVWP erarbeitetet werden soll, der bis 2040 umgesetzt werden soll und indem die Projekte vom BVWP2030 zukunftsorientiert angepasst werden. Letzteres ist allerdings noch nicht in Sicht – stattdessen soll der BVWP 2030 mit seinen Straßenbauprojekten vorangetrieben werden, die ganz und gar nicht mit den Klimazielen vereinbar sind.

So sollen nach Verkehrsminister Volker Wissing nun 144 Projekte im „Deutschlandtempo“ umgesetzt werden, bei denen laut Wissing ein scheinbar â€žĂŒberragendes öffentliches Interesse“ besteht. Das sind 988 Kilometer neue Straßen (7,5% des bestehenden Netzes). Als Emissions-Kopensationsmaßnahme soll daneben lediglich ein Streifen Photovoltaik ausgelegt werden. Auch kann der Straßenbau nun mit Geld kompensiert werden. Solch ein „Freikauf“ von klimapolitischer Verantwortung spielt vielen Straßenbauprojekten in die HĂ€nde.

Die zeitliche „Beschleunigung“ der Bauprojekte soll dadurch bewirkt werden, dass die Gerichte mögliche Klagen gegen diese Vorhaben prioritĂ€r behandeln, sodass keine Wartezeiten entstehen. Verwaltungsgerichte können dafĂŒr spezielle Gremien einrichten, zudem sollen „kleinere MĂ€ngel“ kĂŒnftig nicht mehr zu einem gerichtlichen Stopp des Projektes fĂŒhren. Der „frĂŒhe Erörterungstermin“ soll dazu dienen, sich nach Möglichkeit rasch zu einigen. VerspĂ€tet eingereichte Beweismittel werden vom Gericht nicht mehr zugelassen.

Betreffen wird das ganze sieben BundeslĂ€nder. Keine der Priorisierungen liegt im Osten. Es scheint bei diesen Projekten also nicht um die bessere Anbindung zu gehen, wie so oft von Autobahnbauer:innen als Argument fĂŒr die neue Autobahn hervorgebracht. Stattdessen wird so der exzessive Bau von neuen Autobahnen strategisch legitimiert, und zwar im Einklang mit den Interessen der deutschen Industrielobby. Dabei ist der Verkehrssektor schon seit langem der Bereich, der die Klimaziele der Bundesregierung am wenigsten erfĂŒllt. Statt steigendem Co2 brauchen wir hier eine Senkung der klimaschĂ€dlichen Emissionen – 14 mal so schnell, wie es jetzt der Fall ist.

Um die PlĂ€ne der Verkehrsministeriums durchzusetzen, mussten die LĂ€nder zustimmen. Nachdem diese vorerst zögerten, stellte Wissing ihnen eine Frist, die dann nochmal verlĂ€ngert werden musste. Die LĂ€nder fĂŒhlten sich nicht mitgenommen, da er selbst auf der Verkehrsminister:innen-Konferenz im MĂ€rz seine PlĂ€ne noch nicht tranparent gemacht hatte. Vor allem die LĂ€nder mit grĂŒner Regierungsbeteiligung stellten kritische RĂŒckfragen. Letztendlich gaben am 03. Mai alle LĂ€nder nach und stimmten dem beschleunigten Autobahnausbau zu.

Nun steht als NĂ€chstes das parlamentarische Verfahren an, auf welches wir als Klimabewegung Druck ausĂŒben mĂŒssen. Die Klimakrise verschĂ€rft sich zunehmend und das Verkehrsministerium gibt volles Tempo in Richtung eines völligen Kollaps. Es ist wichtiger denn je, dass wir gegen die völlig abwegigen PlĂ€ne des Verkehrsministeriums vorgehen.

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